Luzid träumen lernen

Endlich Superkräfte!

Träume selber steuern? Ja, das geht. Ein Experte erklärt die effektivsten Techniken.

Herbeizaubern, was man möchte. Erleben, was man möchte. Das funktioniert! In sogenannten luziden Träumen oder Klarträumen. Darin weiss man, dass man träumt und kann den Traum bewusst steuern. Damit das gelingt, braucht es Motivation, Training und Ausdauer. Professor Dr. Daniel Erlacher von der Universität Bern verrät die effektivsten Klartrauminduktionstechniken.

Schritt 1: Sich an normale Träume erinnern

Damit luzides Träumen überhaupt möglich wird und man sich auch an sie erinnern kann, muss man sich zuerst an normale Träume erinnern. Folgende Massnahmen steigern das Traumerinnerungsvermögen:

  • Versuchen Sie sich nach dem Erwachen an Träume zu erinnern.

  • Schreiben Sie auf, was Sie geträumt haben. Falls Sie das Gefühl haben, dass keine Erinnerung auftaucht, grübeln Sie weiter, bis Sie sich vielleicht an eine Emotion, an einen Gegenstand oder eine Person erinnern – auch wenn am Schluss nur zwei oder drei Worte auf dem Papier stehen.

Schritt 2: Klarträumen lernen

Wer sich gut an normale Träume erinnert, kann das Klartrauminduktionstraining starten. «Damit erreicht man, dass man sich während eines Traumes bewusst wird, dass man träumt. Von da an ist es möglich, die Kontrolle über den Traum zu übernehmen und die Handlung bewusst zu lenken», sagt Erlacher. Die wirkungsvollsten Klartrauminduktionsübungen:

Realitätstests

Fragen stellen

  • Stellen Sie sich fünf- bis zehnmal pro Tag die Frage: Bin ich wach oder träume ich? Ist etwas an meiner Umgebung unrealistisch oder widersprüchlich?

Irgendwann stellen Sie sich diese Fragen auch im Traum. Dann ist die Chance hoch, einen Klartraum zu erleben.

Lesen

  • Schlagen Sie im Wachzustand ab und zu ein Buch auf und lesen Sie den ersten Satz.

  • Schauen Sie für ein paar Sekunden weg.

  • Richten Sie Ihren Blick wieder auf den Satz.

Im Traum stünde jetzt etwas anderes oder das Gedruckte wäre verschwunden.

Atmungsübung

  • Halten Sie sich im Wachzustand mit der Hand die Nase zu.

  • Versuchen Sie, durch die Nase zu atmen.

Im Traum atmet man, also ob nichts wäre.

Mnemonische Induktion

Bei der Mnemonischen Induktion werden irreale Dinge wie eine Winterlandschaft im Sommer, fliegende Hunde oder eine verstorbene Person, die plötzlich wieder lebt, bewusst wahrgenommen.

  • Schreiben Sie solche Traumhinweise nach dem Erwachen auf.

  • Überlegen Sie sich, was Sie im Klartraum erleben möchten. Jeder konkrete Handlungsvorsatz kann einen Klartraum stabilisieren. Klartraumanfänger sind in der Regel nervös und wachen deshalb oft schon nach wenigen Sekunden bewussten Träumens auf. Ein Beispiel eines Handlungsvorsatzes: durch eine Wand gehen.

  • Bevor Sie das nächste Mal einschlafen, sagen Sie sich laut: «Wenn ich wieder fliegende Hunde sehe, weiss ich, dass ich träume.»

  • Erweitern Sie die Autosuggestion um einen Handlungsvorsatz: «Träume ich von fliegenden Hunden, weiss ich, dass ich träume. Und sobald ich das weiss, gehe ich durch eine Wand.»

Wake up, back to bed

Bei der «Wake up, back to bed»-Methode wird man nach sechs Stunden Schlaf geweckt. Das schafft optimale Bedingungen für Klarträume, denn am frühen Morgen durchlebt der Mensch reichlich REM-Schlafphasen. Die «Wake up, back to bed»-Technik kombiniert mit der «Mnemonischen Induktion» und einem «Realitätstest»:

  • Wählen Sie einen Morgen, an dem Sie länger schlafen können.

  • Stellen Sie den Wecker abends zuvor so ein, dass er Sie nach sechs Stunden Schlaf weckt. Wer grundsätzlich weniger als sechs Stunden schläft, sollte sich nach 4.5 Stunden wecken lassen.

  • Bleiben Sie für eine Stunde wach.

  • Versuchen Sie nach dem Erwachen sich 15 Minuten lang an einen Traum zu erinnern und schreiben Sie ihn auf.

  • Bestimmen Sie 15 Minuten lang so viele Traumhinweise wie möglich. Traumhinweise sind beispielsweise bizarre Elemente wie fliegende Hunde, blaue Erdbeeren oder eine verstorbene Person, die plötzlich wieder lebt (siehe Mnemonische Induktion).

  • Bauen Sie 15 Minuten lang Eselsbrücken: «Sehe ich das nächste Mal einen fliegenden Hund, weiss ich, dass ich träume.» Machen Sie das mit allen Traumhinweisen.

  • Stellen Sie sich vor, wie Sie dank eines Realitätstests wie dem Lesetest oder dem Atmungstest die Wirklichkeit überprüfen.

  • Wiederholen Sie die Sätze ein paar Mal laut.

  • Gehen Sie wieder schlafen.

Wie lange jemand trainieren muss, bis luzides Träumen möglich ist, ist individuell. «Manche erleben nach einer Woche einen Klartraum, andere nach mehreren Monaten. Die Klartrauminduktion ist eine grosse Knacknuss», sagt Erlacher.

Autorin und Redaktion: Vanessa Naef
Quellen
  • Professor Dr. Daniel Erlacher von der Universität Bern

  • Buch «Anleitung zum Klarträumen – Die nächtliche Traumwelt selbst gestalten» von Dr. Daniel Erlacher, 2010, Books on Demand GmbH, Norderstedt