Hausspezialitäten

Ein Blick ins Drogerielabor

In vielen Drogerien werden sogenannte Hausspezialitäten hergestellt.

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Drogist HF Stephan Vögeli hat viele Hausspezialitäten in seinem Sortiment: «Meistens entsteht die Idee für eine neue Hausspezialität, wenn ein Kunde für sein gesundheitliches Problem keine Lösung hat. Dann fange ich an, in Fachzeitschriften und Büchern nachzuforschen und mische das Arzneimittel nur für diesen einen Kunden.» Ad-hoc-Herstellung heisst das. Hat der Kunde das Mittel ausprobiert, wartet Vögeli auf seine Rückmeldung. «Je nach Bedarf verändere ich die Zusammensetzung, danach gebe ich es auch zwei, drei anderen Kunden mit demselben Problem, und wenn auch sie positive Erfahrungen machen, nehme ich das Produkt meist als Hausspezialität ins Sortiment auf.»

Wie das Original

Vögeli erinnert sich an eine Kundin mit Akne. Sie hatte länger in den USA gelebt und eine homöopathische Mischung eingenommen, die ihr sehr gut half. Doch in der Schweiz gab es kein entsprechendes Produkt. «Ich habe recherchiert und das Mittel für die Kundin gemischt und es hat super gewirkt. ‹Wie das Original›, sagte sie.» Heute ist diese Mischung eine seiner rund 400 Hausspezialitäten. Davon sind etwa die Hälfte Heilmittel, der Rest Kosmetika, Nahrungsergänzung und Nahrungsmittel. Und das Sortiment wächst. «Oft entdecke ich in der Fachliteratur neue Pflanzen oder finde in Studien neue Anwendungsgebiete traditioneller oder neu entdeckter Heilpflanzen

Hausspezialitäten müssen nicht vom Schweizerischen Heilmittelinstitut Swissmedic zugelassen werden. «Wir im Kanton Bern beispielsweise müssen sie dem Kantonsapotheker melden, der das eingereichte Dossier prüft», sagt Vögeli. In anderen Kantonen gibt es leicht andere Bestimmungen, aber es ist immer ein einfacher Prozess, der sehr schnell abläuft. Anders als bei den Pharmafirmen. Dort dauert es viele Jahre, bis ein neues Arzneimittel auf den Markt kommt. «Ich brauche dafür nur wenige Wochen. Weil es ein einfaches Genehmigungsverfahren ist, dürfen wir unsere Heilmittel-Hausspezialitäten jedoch nur an unsere eigene Kundschaft verkaufen. Das ist aber auch richtig, Beratung ist auch hier, wie bei allen Arzneimitteln, unerlässlich.» Oft zeigt sich nämlich erst dann, was der Kunde tatsächlich braucht – und das ist nicht immer das, was er ursprünglich wollte. «Wenn ich etwa an Wechseljahrbeschwerden denke. Da kommen mir spontan fünf, sechs verschiedene Möglichkeiten in den Sinn – und je nachdem ist eine andere die richtige. Welche, das kann ich nur im Beratungsgespräch herausfinden.»

Leider kann Vögeli nicht so oft im Labor stehen, wie er das gerne möchte. «Dabei wäre mir das eigentlich das Liebste an meinem Beruf. Aber es braucht halt viel Zeit, sodass ich meistens nur an meinem freien Tag dazu komme …»

Autorin und Redaktion: Bettina Epper
Wissenschaftliche Kontrolle: Dr. phil. nat. Anita Finger Weber
Quellen
  • Drogistenstern

  • Drogist HF Stephan Vögeli

  • Schweizerisches Heilmittelinstitut Swissmedic