Gesund gärtnern

Bienen-, Dornenstich, Hexenschuss … Manchmal reicht ein kurzer Moment der Unachtsamkeit und man verletzt sich bei der Gartenarbeit.

Gartenarbeit macht glücklich und erdet. Sie kann aber auch ins Auge gehen – beziehungsweise ins Kreuz, in die Hände oder die Nase, wie der diplomierte Drogist und Hobbygärtner Willi Frey auch schon selber erfahren musste: «Vom Herumtragen der Pflanzentöpfe hatte ich schon üble Rückenschmerzen oder auch Dornen in den Fingern von meinen Kakteen. Und einmal schlug ich mit einer Axt so heftig auf einen Ast, dass dieser an meine Nase knallte und eine grosse blutige Schramme verursachte.» Die richtigen Erste-Hilfe-Massnahmen sind in solchen Fällen das A und O. Der Drogist weiss, wie es geht.

Blauer Fleck / Beule

Schlägt man sich aus Versehen den Kopf an oder stösst an eine Blumenkiste, kann ein blauer Fleck entstehen, respektive am Kopf eine Beule. Beides sind Prellungen. Werden durch den Schlag Blutgefässe verletzt und breitet sich das Blut unter der Haut aus, entsteht ein Bluterguss – also ein blauer Fleck. Eine Beule gibt’s, weil die Flüssigkeit aus geplatzten Gefässen am Kopf wegen des Schädelknochens weniger Platz hat, sich zu verteilen.

Behandlung: Die verletzte Körperstelle fünf bis zehn Minuten mit Eis kühlen. «Um Erfrierungen und Hautschäden zu vermeiden, das Eis in ein Tuch packen», sagt Frey. Nach dem Kühlen ein Spray mit Arnika und eventuell Ringelblume und Johanniskraut anwenden. «Dieses wirkt entzündungshemmend, schmerzlindernd und wundheilungsfördernd.» Innerlich helfen homöopathische und spagyrische Mittel mit Arnika. Gut seien auch die Schüssler-Salz-Nummern 3 und 8 als Salbe oder Lutschtabletten. «Beides hilft gegen die Schwellung.»

Zum Arzt, wenn …

  • … die Beule oder der Bluterguss nach einigen Tagen nicht verschwinden und stark schmerzen.

  • … Sie den Kopf anschlagen und danach Kopfschmerzen haben. Es könnte sich um eine Gehirnerschütterung handeln.

  • … ein Bluterguss in kürzester Zeit einen Durchmesser von mehr als zehn Zentimetern hat. Das kann auf innere Verletzungen hindeuten.

Prävention: Bewahren Sie Ordnung. Lassen Sie keine Geräte im Garten herumliegen, an denen sich jemand verletzen könnte. Arbeiten Sie ohne Eile, denn wer stresst, wird unaufmerksamer und verletzt sich schneller.

Muskelkater

Gartenarbeit ist Sport. Nach intensiver körperlicher Aktivität oder ungewohnten Bewegungen kann Muskelkater auftreten. Durch Belastung entstehen in der Muskulatur winzige Risse, das Gewebe entzündet sich, Wasser tritt ein und der Muskel schwillt an.

Behandlung: Warme Entspannungs-, Sport- oder Säure-Basen-Bäder entspannen und regenerieren. «Wärme regt die Zirkulation in den Muskelfasern an und begünstigt so den Heilungsprozess», sagt Frey. Auch eine Massage mit wärmendem Rosmarin- oder Kiefernöl kann helfen, den Muskelkater schneller loszuwerden. Gut ist zudem, wenn sich die Muskeln an die Belastung gewöhnen. Das heisst: «Sich nicht schonen, sondern weiterhin im Garten arbeiten, aber vielleicht weniger lang und intensiv.»

Zum Arzt, wenn …

  • … der Muskelschmerz sehr stark ist und länger als etwa eine Woche anhält.

  • … die Schmerzen sich nicht durch zu viel Bewegung erklären lassen. Muskelschmerzen können auch durch einen Muskelfaserriss oder Nervenschädigungen auftreten.

Prävention: Starten Sie die Gartenarbeit langsam. «Also regelmässig Pausen einlegen. Der Körper muss sich an die Belastung gewöhnen.» Muskelkater vorbeugen soll auch Magnesium können. «Der Mineralstoff ist wichtig für die Regeneration der Muskeln.» Lassen Sie sich in der Drogerie beraten.

Verstauchung

Wer im Garten hinfällt oder eine falsche Bewegung macht, kann sich eine Verstauchung zuziehen. Dabei werden Gelenkkapsel oder Bänder und Muskeln stark überdehnt. Es kommt zu Rissen, zu einer Entzündung und die betreffende Stelle schwillt an.

Behandlung: Erste Hilfe bei Verstauchungen leistet die PECH-Regel: Pause, Eis, Kompression (Compression), Hochlagern. Das zehnminütige Kühlen mit Eis, Eisbädern oder wiederverwendbaren Gel-Kompressen aus der Drogerie sowie das Hochlagern sorgen dafür, dass weniger Blut ins Gewebe fliesst und verhindern eine Schwellung. Achtung: Eis und Gel-Kompresse nicht direkt auf die Haut legen, sonst können Erfrierungen und Hautschäden entstehen. Umhüllen Sie es mit einem Tuch.

Nach dem Kühlen die Stelle mit einem schmerzlindernden Mittel behandeln: «Schmerzstillend, entzündungshemmend und regenerierend ist beispielsweise ein Gel mit Wallwurz und Johanniskraut oder aber Schmerzmittel mit dem Wirkstoff Ibuprofen oder Diclofenac. Innerlich helfen homöopathische und spagyrische Essenzen wie Arnika, Weinraute, Ringelblume und Johanniskraut», sagt Frey.

Zum Arzt, wenn …

  • … sich die Schmerzen von Tag zu Tag verschlimmern

  • … die Schwellung nach einer Woche nicht deutlich abklingt.

Prävention: Wer vor der Gartenarbeit ein kleines Warm-up macht, wärmt die Muskeln auf und reduziert die Verletzungsgefahr.

Bienen- / Wespenstich

Wer von einer Biene oder Wespe gestochen wird, bekommt häufig Schwellungen, Rötungen und Juckreiz. Bei einer schweren allergischen Reaktion kann es sogar zu einem lebensgefährlichen anaphylaktischen Schock kommen: Störungen der Blutzirkulation, Atemnot, Krämpfe bis hin zum Kollaps.

Behandlung: Entfernen Sie den Stachel sofort mit einer Pinzette oder mit den Fingern. Dabei nicht die Giftblase am Stachel zerquetschen, sonst gelangt noch mehr Gift in die Wunde. «Die Stelle desinfizieren, um Infektionen vorzubeugen und sie für fünf bis zehn Minuten mit kaltem Wasser aus dem Gartenschlauch oder in einem Eisbad kühlen. Das hilft gegen die Schwellung», sagt Frey. Anschliessend können Sie ein Essigsaures-Tonerde-Gel auftragen oder einen Roller anwenden mit Wirkstoffen wie Levomenthol, Mepyramin und Cineol. «Beides hilft gegen Entzündung, Schwellung und Juckreiz. Bei einer starken Reaktion empfehle ich ein antiallergisches Mittel, ein Antihistaminikum.» Zudem rät der Drogist, Pflanzenessenzen wie Thuja, Geranium, Apis und Ledum einzunehmen. «Das schafft das Bienengift schneller aus dem Körper.»

Allergikerinnen und Allergiker sollten stets ein vom Arzt verschriebenes Notfallset mit sich tragen.

Zum Arzt, wenn …

  • … die Rötung bei der Stichstelle immer grösser wird.

  • … Fieber oder Übelkeit auftritt oder Sie ohnmächtig werden.

  • … Sie von mehreren Bienen oder Wespen gleichzeitig gestochen werden.

  • Wenn sich der Stich am Hals, im Mund oder im Rachenraum befindet, sofort den Notarzt (112) rufen! Eine Schwellung kann die Atemwege blockieren und lebensgefährlich sein.

Prävention: Nicht barfuss durch den Garten spazieren. Lassen Sie zudem Nahrungsmittel und süsse Getränke nicht im Garten stehen, weil dies Wespen anlockt. Und vor dem Trinken oder Essen kontrollieren, ob keine Wespe oder Biene auf dem Glas oder dem Teller sitzt.

Dornenstich

Himbeer-, Brombeer-, Rosensträucher … An einigen Gartenpflanzen fängt man sich leicht einen Dorn ein. Entfernt man diesen nicht, kann es zu einer Entzündung, schlimmstenfalls sogar einer Blutvergiftung kommen.

Behandlung: Dornen oder Pflanzenhärchen mit einer Pinzette entfernen und die Hautstelle desinfizieren. «Bleibt ein Teil in der Haut stecken, hilft oft ein 30-minütiges Bad mit Sanikel, Malve und Kamille, das die Haut weich macht», sagt Frey. «Danach eine Zugsalbe auf die Hautstelle auftragen und einen Verband anlegen. Zugsalbe weicht die oberste Hautschicht zusätzlich auf und zieht Dornresten oder Splitter aus der Haut.» Den Verband dreimal pro Tag wechseln.

Zum Arzt, wenn …

  • … Pflanzenhärchen/Dornen länger als zwei Tage in der Haut verankert bleiben.

  • … sich ein roter Ring bildet, die Haut geschwollen wird oder pocht. Das sind Signale für eine Entzündung.

  • … Gegenstände wie Glas, Metall oder Dinge mit Widerhaken in die Haut eindringen. Nicht selber daran herumhantieren, sonst besteht zusätzliche Verletzungsgefahr.

Prävention: Handschuhe anziehen!

Rückenschmerzen / Hexenschuss

Sich bücken, aufrichten oder Dinge heben und tragen, kann zu Rückenschmerzen oder gar zu einem schmerzhaften, aber ungefährlichen Hexenschuss führen. Bei letzterem entstehen die Schmerzen blitzartig oft im unteren Rücken. Die Muskeln verspannen und verhärten sich stark, so dass sie die Lendenwirbelsäule blockieren. Manchmal strahlen die Schmerzen ins Gesäss aus, selten in die Beine. Ein Hexenschuss verschwindet in der Regel nach wenigen Tagen oder Wochen von allein wieder.

Behandlung: Bei gewöhnlichen Rückenschmerzen hilft Wärme, etwa in Form eines Bades, wärmenden Pflastern oder Salben mit Rosmarin-, Kiefernadel- und/oder Wintergrünöl. «Wärme hilft den Muskeln, sich zu entspannen und lindert Entzündungen.» Bei einem akuten Hexenschuss legen Sie sich am besten sofort auf den Rücken. Damit der Rücken gerade bleibt, die Unterschenkel auf ein einen Stuhl legen. Schmerzen lindern kann Wärme in Form eines Wärmekissens oder einer Bettflasche oder starke akute Schmerzen ein Schmerzmittel aus der Drogerie. Lassen sie sich beraten. Sind die akuten Schmerzen abgeklungen, hilft Bewegung. Zwei gute Übungen finden Sie auf der Webseite der Schweizer Rheumaliga.

Zum Arzt, wenn …

  • … die Schmerzen bis etwa am dritten Tag nicht bessern.

  • … die Schmerzen in die Beine strahlen, damit der Arzt eine Nervenverletzung ausschliessen kann.

Prävention: Schwere Dinge am besten zu zweit tragen. Gehen Sie stets in die Knie und heben Sie Gegenstände mit geradem Rücken. Stärken Sie auch die Rückenmuskulatur mit gezieltem Training.

Schmerz, lass nach!

Trotz allen Wehwehchen, die beim Gärtnern passieren können, schenkt dieses Hobby Drogist Frey unschätzbar viel Gutes: «Im Garten finde ich immer wieder zu mir selber. Und wenn ich beobachte, wie aus winzig kleinen Pflänzchen grosse Bäume oder früchtetragende Sträucher werden, bin ich immer wieder fasziniert von den Wundern der Natur.»

Mehr Sicherheit bei Gartenarbeiten

Die Beratungsstelle für Unfallverhütung bfu spricht von jährlich rund 14 000 Verletzungen, die medizinische Behandlung erfordern. Tipps für Ihre Sicherheit:

  • Verwenden Sie standsichere Leitern mit breitem Fuss. Nehmen Sie sich beim An- beziehungsweise Aufstellen Zeit und stellen Sie die Leiter auf eine ebene Fläche. Wenn möglich, fixieren Sie das obere Ende an einem Ast.

  • Bedienen Sie Elektrogeräte mit grösster Vorsicht. Bevor Sie ein Gerät zum ersten Mal verwenden, sollten Sie die Anleitung gut durchlesen. Ziehen Sie immer zuerst den Stecker, bevor Sie an den Geräten herumhantieren und auch, wenn sie eine Pause machen.

  • Versehen Sie Steckdosen, an denen Sie im Freien benutzte Geräte anschliessen, mit einem Fehlerstromschutzschalter.

  • Schützen Sie sich angemessen, um Sonnenbrände und Sonnenstiche zu vermeiden, und arbeiten Sie vor allem nicht zur Mittagszeit unter der prallen Sonne. Hier lesen Sie, wie Sie sich vor der Sonne schützen können.

    Verzichten Sie auf giftige Blumen, Sträucher und Stauden wie Kirschlorbeer, Rittersporn, Maiglöckchen, Eisenhut, Eibe, Efeu und ähnliche, insbesondere, wenn Kinder in Haus und Garten sind.

  • Sichern Sie Regenfässer und Gartenweiher speziell, wenn kleine Kinder oder Tiere darin ertrinken könnten.

  • Auf ätzende Gartenchemikalien grundsätzlich verzichten.

  • Trinken Sie genügend, hetzen Sie nicht, und machen Sie bei Müdigkeit eine Pause.

  • Schützen Sie sich vor Zecken und Sonne.

Autorin und Redaktion: Vanessa Naef
Wissenschaftliche Kontrolle: Dr. phil. nat. Anita Finger Weber
Quellen
  • Dipl. Drogist Willi Frey

  • Rheumaliga Schweiz