Warum wir alt werden

Dass der Körper sich mit der Zeit verändert, ist ganz natürlich. Wie schnell das geht, haben wir ein Stück weit in der Hand. Und vor allem: Wer das Altern positiv sieht, hat länger mehr vom Leben.

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Wir alle altern. Egal, wie ausgewogen sich jemand ernährt, egal, wie viel Bewegung jemand hat, egal, wie viel Anti-Falten-Creme sich jemand aufs Gesicht streicht: Leben bedeutet immer altern; und Leben bedeutet letztlich immer sterben. «Biologisch gesehen kann ein menschlicher Körper nach heutigem Wissensstand maximal 120 Jahre alt werden», sagt der Altersmediziner Dr. med. Gaudenz Tschurr.

Dr. med. Gaudenz Tschurr

Gaudenz Tschurr ist spezialisiert auf Geriatrie und Allgemeine Innere Medizin und stv. Chefarzt der Akutgeriatrie in der Universitären Altersmedizin Felix Platter in Basel.

www.felixplatter.ch

Aktives und passives Altern

Warum aber altert der Mensch überhaupt? «Man könnte diese Frage natürlich soziologisch angehen und würde dann schnell bei der Philosophie landen. Wenn wir uns auf die Biologie beschränken, möchte ich zwei von vielen Theorien erwähnen: das aktive und das passive Altern. Das aktive Altern kann man sich wie ein genetisches Programm vorstellen, das ganz von allein abläuft. Der Körper wächst, entwickelt sich, wird älter – bis eines Tages die Zellen absterben. Das passive Altern dagegen läuft eher zufällig ab, indem sich die Zellen, die Organe und das Gewebe durch die Lebensweise und Umwelteinflüsse abnützen und schliesslich ebenfalls absterben.»

Passives und aktives Altern laufen parallel. «Heute geht die Forschung davon aus, dass die genetische Veranlagung nur zu 20 bis 30 Prozent darüber bestimmt, wie schnell und wie jemand altert. Die restlichen 70 bis 80 Prozent gehen auf das Konto der Umwelt, der Lebensgestaltung und der Ernährung», sagt Tschurr.

Alter ist nicht gleich Alter

  • Das chronologische Alter ist das Alter einer Person in Jahren.

  • Das biologische Alter bezieht sich auf die natürlichen Veränderungen im Körper. Manche sind davon früher betroffen als andere.

  • Das psychologische Alter basiert darauf, wie jemand handelt und sich fühlt. Wer auch im hohen Alter arbeitet, Pläne schmiedet, sich auf bevorstehende Ereignisse freut und an vielen Aktivitäten teilnimmt, ist dem psychologischen Alter gemäss jung.

Positiv denken

Da äussere Einflüsse eine grosse Rolle spielen, haben es alle ein Stück weit in der Hand, wie schnell sie altern – aber man muss etwas dafür tun. «Beim Altern spielt das Prinzip ‹Use it or lose it› eine wichtige Rolle. Auf Deutsch gesagt: Was man nicht braucht, verschwindet. Wer also beispielsweise sein Gehirn nicht ständig anregt, wird vergesslich werden; wer sich nicht bewegt, wird Probleme mit den Muskeln bekommen und so weiter.»

Eine wichtige Rolle spielt aber auch die Psyche, spielt der Umstand, wie jemand mit dem Altern umgeht. «Manche finden Älterwerden einfach nur schrecklich. Doch wer auch das Positive sieht, wer sich anpasst und sich vielleicht sagt: Ich muss nicht mehr alles, ich kann mir Zeit für anderes nehmen als für die Arbeit, dem geht es im Alter wahrscheinlich besser.»

Autorin und Redaktion: Bettina Epper
Wissenschaftliche Kontrolle: Dr. phil. nat. Anita Finger Weber
Quellen
  • Drogistenstern

  • Dr. med Gaudenz Tschurr

  • Richard W. Besdine: «Übersicht über Alterserscheinungen», 2019