Was für ein Stress!

Neben Burnout sind auch Boreout und Burnon Begriffe, die immer häufiger durch die Medien geistern. Was steckt dahinter?

Serge Brand ist Psychotherapeut und Forschungspsychologe des Zentrums für Affektive, Stress- und Schlafstörungen an der Universitären Psychiatrischen Klinik Basel und Professor an den Universities of Medical Sciences in Kermanshah und Teheran (Iran). Er hat auch schon von Boreout und Burnon gehört oder gelesen. Doch wissenschaftliche Studien dazu hat er bis anhin keine gefunden, auch in der Liste der Weltgesundheitsorganisation WHO der psychischen Störungen sind diese Begriffe nicht gelistet.

Was ist das Burnon?

«Wenn man bedenkt, dass das Burnout erstmal 1973 erwähnt wurde und erst 50 Jahre später international als psychische Störung anerkannt wurde, dürften neu geschaffene Syndrome wie Burnon oder Boreout noch einen langen Weg vor sich haben, bis sie eventuell als psychiatrische Störung anerkannt werden.» Weil es keine Studien und Statistiken gibt, sei es auch schwer abzuschätzen, wie viele Menschen tatsächlich betroffen seien. Die psychiatrischen Fachkliniken halten sich bei der Diagnosestellung an die Richtlinien des international anerkannten Diagnosekatalog ICD-10/11 oder an das DSM-5 der American Psychiatric Association. Nur Störungen, die darin beschrieben sind, werden von den Krankenkassen anerkannt. «Wenn sich also jemand in unsere Klink begibt und ein sogenanntes Burnon-Syndrom behandeln lassen will, wird die Krankenkasse die Behandlung nicht rückvergüten.»

Doch was genau ist mit einem Boreout- respektive einem Burnon-Syndrom überhaupt gemeint? Und was unterscheidet sie vom mittlerweile bekannten Burnout – dem psychischen Zusammenbruch als Folge von permanentem Stress und Leistungsdruck am Arbeitsplatz?

Langeweile oder Dauerstress

Während man beim Burnon ständig am Limit arbeitet, eine Erschöpfung aber immer wieder verschleppt und es zu keinem Zusammenbruch kommt, ist ein Boreout die Folge von ständiger Unterforderung und Langeweile am Arbeitsplatz.

Beide Syndrome gehen mit körperlichen und seelischen Beschwerden einher und würden langfristig krank machen. Mit oben genannten Bezeichnungen tut sich Serge Brand allerdings schwer. Denn neu sind solche Phänomene nicht, sagt er: «Egal, um welche Form von Stress es sich handelt: Erst einmal muss ich mir immer die Frage stellen, inwiefern ich die Kontrolle über die Situation habe. Muss ich wirklich dort arbeiten, wenn ich so gelangweilt bin, oder kann ich mich neu orientieren? Was sind meine Werte, wo kann ich Abstriche machen, was gibt mir Energie, was raubt sie mir?» Dafür lässt Serge Brand seine Klienten gerne einen Kuchen zeichnen, bei dem sie mit Stücken angeben sollen, in wen oder was sie ihre Energie investieren. Ein Grossteil gibt die Arbeit an, neben Familie, Beziehungen, Kollegen. «Wenn es dann darum geht, bei einem zweiten Kuchen anzugeben, was einem Energie gibt, tun sich viele schwer.» Doch genau darum gehe es: sich seinem Inneren zuzuwenden, die aktuelle Situation zu hinterfragen, sinnhafte und energiespendende Tätigkeiten zu finden und den Mut zu haben, etwas zu ändern. Dieser Prozess könne eine Kündigung und eine Neuorientierung zur Folge haben. «Gut ist sicher, aufmerksam zu bleiben, enge, tragfähige und stabile Beziehungen zu pflegen sowie längere Phasen von Lustlosigkeit, Erschöpfung, innerer Unruhe und Schlafproblemen ernst zu nehmen. Dann kann man rechtzeitig etwas ändern und den Stress sukzessive abbauen.»

Stresshelfer aus der Drogerie

Auch Drogist Thomas Wick aus der Drogerie Wick in Root beschäftigt sich immer wieder mit dem Thema Stress. Ihm ist es wichtig, bei der Beratung eine erste Triage vorzunehmen und gut über die Folgen von langfristigem Stress aufzuklären. «Wer ständig unter Druck steht und innerlich nicht zur Ruhe kommt, riskiert einen ansteigenden Blutdruck bis hin zu Herzrhythmusstörungen. Da oft auch das vegetative System reagiert, treten mitunter Magen-Darm-Beschwerden auf. Deshalb ist es wichtig, als Erstes etwas Tempo rauszunehmen.»

Ist der Wille zu einer Veränderung da, kann Drogist Thomas Wick mit Heilpflanzen den Stressabbau unterstützen und beispielsweise einen individuellen Spagyrik-Spray mischen: «Der hat auch gut in der Arbeitsmappe oder in der Handtasche Platz. So kann man vor herausfordernden Sitzungen oder Aufgaben ein paar Sprühstösse in den Mund sprühen.» Ferner gibt es neben stressabbauenden Heilpflanzentinkturen auch Entspannungsdragées zum Einnehmen. Diese enthalten unter anderem Hopfen, Pestwurzel, Baldrian, Passionsblume und Melisse. «Dazu empfehle ich die Einnahme von Magnesium, da die ständige Anspannung auch Kopfschmerzen und Migräne auslösen kann.»

Beim Thema Nervenstärkung macht Thomas Wick gute Erfahrungen mit Homöopathiepräparaten, die Hafer, Chinarinde und Mistel enthalten. Ginkgo, den es als Kapseln, in Tinkturen gemischt oder als Tropfen gibt, unterstützt die Konzentrations- und Gedächtnisleistung. «Dann bieten wir in der Drogerie ein breites Sortiment, um wohltuende Rituale zu pflegen: Badezusätze, ätherische Öle für Mediationen oder für eine Massage.» Und nicht vergessen: Immer wieder den Kopf lüften – und einfach mal gar nichts tun.

Autorin: Denise Muchenberger
Redaktion: Lisa Heyl
Wissenschaftliche Kontrolle: Dr. phil. nat. Anita Finger Weber
Quellen
  • Serge Brand, Psychotherapeut und Forschungspsychologe, Universitäre Psychiatrische Klinik Basel

  • Drogist Thomas Wick