Solarium: Gut fürs Gemüt?
Von hartgesottener Solarien-Kundschaft wird gerne ins Feld geführt, dass die künstliche Sonne gerade im Winter stimmungsaufhellend wirkt. Hier die Fakten.
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Im Winter leiden viele Menschen unter einem Mangel an Sonnenlicht und reagieren mit Stimmungsschwankungen und depressiven Erkrankungen. Licht beziehungsweise Lichtmangel beeinflusst den Hormonhaushalt. Der Körper produziert weniger stimmungsaufhellende Endorphine und schüttet geringe Mengen an Serotonin (Glückshormone) aus. Im Gegenzug wird mehr schlapp machendes Melatonin (Schlafhormon) erzeugt. Manche Menschen legen sich deshalb in der kalten Jahreszeit gerne auf die Sonnenbank, weil sie davon überzeugt sind, dass die Kunstsonne einen positiven Einfluss aufs Wohlbefinden hat.
Das kann so weit gehen, dass Menschen eine Solariensucht entwickeln Klaus Hoffmann, Leitender Oberarzt an der Klinik für Dermatologie und Allergologie der Ruhr-Universität Bochum: «Die Sucht zum Bräunen gibt es tatsächlich. Man bezeichnet sie als Tanorexie.» In einer Studie konnte aufgezeigt werden, dass Solarien-Süchtige, wenn ihnen ihre tägliche Kunstsonne entzogen wird, unter Entzugserscheinungen leiden und darauf mit Übelkeit und Zittern reagieren können.
Lichttherapie statt Kunstsonne
Prof. Dr. Robert Hunger, Leitender Arzt der Universitätsklinik für Dermatologie am Inselspital Bern, sagt, dass die von Solarien-Betreibern propagierte positive Wirkung des Kunstlichts auf einem Irrtum basiert. «Solarien geben vor allem die unsichtbare UVA-Strahlen und nur wenig wohltuendes sichtbares Licht ab.» Laut Hunger können sogenannte Lichttherapie-Lampen der Müdigkeit und den Stimmungstiefs viel wirkungsvoller entgegenwirken.
Allein schon Bewegung an der frischen Luft kann im Winter Wunder wirken. Der Kreislauf kommt in Schwung, frischer Sauerstoff aktiviert die Lebensenergie und macht leistungsfähig.
Ästhetische Gründe
Geht es primär darum, den fahlen Winterteint aufzufrischen, gibt es andere Lösungen. Drogistin Regina Gfeller: «In der Drogerie finden Sie Selbstbräuner, Bodylotion mit selbstbräunendem Effekt, Après-Soleil mit Bräunungsbeschleuniger oder auch Präparate zum Einnehmen, die die natürliche Bräunung unterstützen.» Die Präparate werden individuell auf den jeweiligen Hauttyp abgestimmt.
Damit die Haut regelmässig und fleckenlos braun wird, empfiehlt die Drogistin Peelings. «Besonders Knie, Ellbogen und Hände sollten sorgfältig gepeelt werden, da die Haut an diesen Stellen dicker und rauer ist.»
Umfrage
Redaktion: Katharina Rederer
- Quellen
International Agency for Research on Cancer (IARC)
«Nutzung von Sonnenstudios in der Schweiz. Kundenbefragung von Photomed – Solarien Verband Schweiz» vom Juni 2011
«Solariumnutzung in der Schweiz», Studie im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit (BAG), Oktober 2011
Forsa Umfrage im Auftrag von Philips, September 2010