Hilfe gegen Verspannungen
Immer wieder brennende Schmerzen im Nacken und Schultergürtel: Da fragen sich viele, ob selber lockern noch ausreicht oder ob der Gang zum Physiotherapeuten, zur Physiotherapeutin angezeigt ist.
Folgende Themen werden in diesem Artikel behandelt
Physio- und Manualtherapeut Theo Geser aus Erlenbach (ZH) nennt vier Fälle von Muskelverspannungen, die eine Intervention durch den Profi nötig machen:
Das Problem besteht schon lange und es haben sich schmerzhafte Veränderungen (Verdickungen) im Muskelgewebe gebildet (sogenannte Myogelosen).
Kopf, Nacken, Schulter oder Rücken sind in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt.
Die Schmerzen nehmen laufend zu und gehen auch über Nacht nicht mehr weg.
Der Schmerz breitet sich aus - Richtung Kopf, Arme oder Rücken.
Häufigste Ursachen solcher Verspannungen sind monotone, statische Belastungen der «Schulter-Heber» (Trapez, Levator scapulae, Rhomboideen) durch eine ungünstige Haltung oder Arbeit. Negativ wirken sich auch Kälte und seelische Belastungen aus. Man sagt nicht umsonst: «Das lastet schwer auf meinen Schultern.» Auch Verletzungen durch kurzzeitige Überlastung oder Überdehnung können spätere Verspannungen nach sich ziehen. Wirbelblockierungen, degenerative Veränderungen der Gelenke oder starke Asymmetrien der Wirbelsäule können zu Muskelverspannungen beitragen, sollten als Ursache aber nicht überschätzt werden.
Beraten und begleiten
Wieso aber ist in hartnäckigen Fällen von Nacken-Schulterverspannungen die Physiotherapie die richtige Adresse? Physiotherapeuten sind Spezialisten für Schmerz, Bewegung und Mobilität. Sie untersuchen, analysieren und behandeln Probleme am Bewegungsapparat und bieten eine umfassende Beratung an. Das individuelle Vorgehen in der Therapie wird mit den Patientinnen und Patienten laufend abgesprochen, wobei die Zusammenhänge von Ursache, Behandlung, Prognose und Prävention erklärt werden. Zudem wird die Therapie, wenn sie ärztlich verordnet ist, von der Krankenkasse bezahlt.
Befreite Muskeln
Je nach Ergebnis der physiotherapeutischen Untersuchung werden die Gelenke mobilisiert, Muskeln und Faszien manuell gelockert, neurale Strukturen «befreit» und Muskeln gedehnt und gekräftigt. «Über allem steht aber immer die Hilfe zur Selbsthilfe», wie Geser betont. Das Verständnis der Patientinnen und Patienten für Haltung, Bewegung und Belastung wird durch die Beratung und gezielte Übungen (auch für Zuhause) verbessert. Ziel ist in jedem Fall, die Körperwahrnehmung zu schärfen.
Am besten ist es zu lernen, wie im Alltag durch eine günstigere Positionierung des Schultergürtels das Spannungsgleichgewicht zwischen den einzelnen Muskeln verbessert werden kann. Oft können die Beschwerden durch mehr Bewegung, Übungen und Haltungsveränderungen selber behoben werden.
In Bewegung kommen
Generell kann gesagt werden, dass zu wenig Bewegung schlecht ist für die Muskulatur, weil damit eine gute Durchblutung verhindert wird. Und schwache Muskeln sind schneller überlastet und verspannen dadurch eher. Hilfreich ist Sport und Bewegung aller Art – je mehr dabei der Schultergürtel bewegt wird, umso besser. Beim reinen Laufen oder Joggen besteht aber die Gefahr einer erneuten statischen Überlastung der Schulterheber. Nordic Walking hat hier die bessere Wirkung, weil dabei abwechselnd Heber und Senker arbeiten. Auch Lockerungsübungen, Wärmeanwendungen und sanftes Dehnen der betroffenen Muskulatur kann Linderung verschaffen.
Redaktion: Katharina Rederer