Blut

Treibstoff des Lebens

Nahrung, Sauerstoff und Giftstoffe transportiert das menschliche Blut auf seiner Reise durch den Körper. Doch es kann noch mehr!

Wo Blut fliesst, geht es um Genuss und Qual, Hoffnung und Leid, Leben und Tod. Seit jeher fasziniert Blut Menschen. Manchen aber wird schon beim Lesen des Wortes «Blut» übel – weshalb sich vielleicht jetzt schon der eine oder die andere von diesem Text verabschiedet hat.

Ohne Blut kann kein Mensch leben. Es versorgt pausenlos Billionen von Zellen mit Nährstoffen und Sauerstoff, schützt vor Krankheiten, verschliesst Wunden und hält warm. Es zirkuliert durch Blutbahnen von Kopf bis Fuss, die aussehen wie ein stark verästeltes Strassennetz. Blut besteht aus mehreren Komponenten.

Rote Blutkörperchen

Rote Blutkörperchen (Erythrozyten) transportieren Sauerstoff von der Lunge ins Gewebe. Dafür sind sie mit dem Molekül Hämoglobin ausgestattet, das Sauerstoff bindet und ihn in den Geweben abgibt. Hämoglobin ist auch der Stoff, der dem Blut seine rote Farbe verleiht. Beim Gewebe angelangt, nehmen die roten Blutkörperchen aus den Zellen das Abbauprodukt Kohlendioxid auf und transportieren es zurück zur Lunge, wo es ausgeatmet wird.

Weisse Blutkörperchen

Weisse Blutkörperchen (Leukozyten) sind Blutzellen, die in drei Untergruppen unterteilt sind:

  • Die Granulozyten

Granulozyten sind an der Abwehr von Infektionen beteiligt. Sie können Bakterien, Viren und Pilze einschliessen oder mit ihren Zellstoffen töten. Und sie entfernen tote Zellen.

  • Die Lymphozyten

Es gibt verschiedene Lymphozyten. Die B-Lymphozyten zum Beispiel bilden Antikörper. Diese markieren schädliche Keime, die so erkannt und bekämpft werden können. Bestimmte B-Lymphozyten haben auch eine Art Gedächtnis, um sich später an dieselbe Infektion erinnern zu können. Die T-Zellen unter den Lymphozyten sind sogenannte Killerzellen. Sie können Tumorzellen oder von Viren infizierte Zellen töten.

  • Die Monozyten

Die Monozyten fressen tote Zellen und Krankheitserreger. Sie sind zudem Vorläuferzellen von Makrophagen. Auch diese weissen Blutkörperchen vernichten Bakterien, Viren und Giftstoffe im Körper.

Blutplättchen

Blutplättchen (Thrombozyten) tragen zur Wundheilung bei. Werden Gefässe verletzt, zum Beispiel, wenn wir uns in den Finger schneiden, vernetzen sich die Blutplättchen und bilden einen Blutpfropfen. Dieser dichtet die Wunde ab und stoppt die Blutung

Blutplasma

Das Plasma ist der flüssige Teil des Blutes. Dank ihm können die festen Blutzellen wie rote Blutkörperchen und Blutplättchen durch den Körper transportiert werden. Nebst Wasser und Blutzellen enthält das Plasma auch Nährstoffe wie Glukose, Proteine (Eiweisse) und Fette sowie Hormone und Abbauprodukte wie Kohlendioxid.

Bestandteile des Blutes.

Blut wärmt

Eine wesentliche Rolle spielt Blut bei der Wärmeverteilung im Körper. Die Kernkörpertemperatur des Menschen ist etwa 37 Grad. Damit dies so bleibt, transportiert Blut Wärme zu den Organen. Wärme im Körper entsteht, weil Zellen arbeiten.

Wo Blut entsteht

Brutstätte der Blutzellen ist beim Erwachsenen das Knochenmark der Wirbel, des Brustbeins und des Beckenkamms. Dort sind die Blutstammzellen angesiedelt, die Blutplättchen sowie rote und weissen Blutkörperchen produzieren. Sind Blutzellen ausgereift, gelangen sie ins Blut. Damit auch immer wieder neue Blutstammzellen entstehen, können sie sich teilen und somit vermehren.

Blutgruppen

Blut ist nicht gleich Blut. Jeder Mensch hat eine der vier Blutgruppen A, B, AB oder 0 (null). Zusätzlich ist man entweder Rhesus-positiv oder Rhesus-negativ. Welche Blutgruppe eine Person hat, hängt von den jeweiligen Antigenen ab, die auf der Oberfläche der roten Blutkörperchen sitzen. Antigene sind Eiweisse, an die sich Antikörper binden. Antikörper wiederum bekämpfen Krankheitserreger und Fremdstoffe.

  • Blutgruppe A

Personen mit Blutgruppe A besitzen das A-Antigen.

  • Blutgruppe B

Personen mit Blutgruppe B besitzen das B-Antigen.

  • Blutgruppe AB

Personen mit Blutgruppe AB besitzen das A- und das B-Antigen.

  • Blutgruppe 0

Bei Blutgruppe 0 sind keine Antigene vorhanden, dafür Antikörper A und B.

Enthält Blut zusätzlich das Antigen D, ist die Person Rhesus-positiv. Ohne Antigen D ist ein Mensch Rhesus-negativ.

In der Schweiz haben die meisten Menschen Blutgruppe A und 0, am seltesten ist die Blutgruppe AB. Weil die Blutgruppe 0 keine Antigene aufweist, ist sie am wertvollsten. Ohne Antigene kommt es nicht zu lebensbedrohlichen Abwehrreaktionen. Deshalb kann Blutgruppe 0 fast immer als Spenderblut eingesetzt werden – sofern der Rhesus-Faktor übereinstimmt. Sowohl die Blutgruppe als auch der Rhesus-Faktor werden nach den Mendelschen Gesetzen vererbt.

Bluttransfusion

Die Bestimmung der Blutgruppen ist besonders bei Bluttransfusionen wichtig. Dabei müssen Spender- und Empfängerblut übereinstimmen oder sich vertragen. Erhält ein Empfänger nichtkompatibles Blut, bildet sein Immunsystem Antikörper. Diese bekämpfen fremdes Blut, das Blut verklumpt. Die entstandenen Blutpfropfen verstopfen dann die Gefässe, woran der Mensch sterben kann. Eine Bluttransfusion ist in der Regel bei grossem Blutverlust notwendig. Verliert der Körper zu viel Blut, fehlt ihm schnell Flüssigkeit und Sauerstoff, um Herz-Kreislauf und Gehirnfunktionen aufrecht zu erhalten.

Blutige Zahlen

  • Rund 5 Liter Blut pulsieren durch den Körper eines erwachsenen Menschen.

  • Über 100 000 Kilometer lang sind alle Blutgefässe zusammen.

  • Blutzellen leben zwischen 8 und 120 Tagen.

  • Jede Sekunde gehen über 2 Millionen Blutkörperchen zugrunde. Deshalb produziert der Körper ständig Nachschub – genauso viele Zellen, wie gestorben sind.

So gewinnen Zellen Energie

Jede Körperzelle braucht Energie in Form von Traubenzucker (Glukose). Dieser sowie andere Nähr- und Baustoffe gelangen vom Darm in den Blutkreislauf, wo sie zu den Zellen transportiert werden. Zellen verbrennen den Traubenzucker mit Hilfe von Sauerstoff, woraus die Abfallstoffe Kohlendioxid und Wasser entstehen. Diese transportiert wiederum das Blut zu den Ausscheidungsorganen wie Lunge, Nieren und Leber.

Autorin und Redaktion: Vanessa Naef
Wissenschaftliche Kontrolle: Dr. phil. nat. Anita Finger Weber
Quellen
  • Buch «Der Mensch» von Richard Walker, Dorling Kindersley Verlag GmbH, Starnberg, 2006

  • blutspende.ch

  • krebsgesellschaft.de

  • spektrum.de

  • br.de

  • planet-wissen.de