Feuchte Wunden heilen besser

Noch immer ist die Meinung, eine Wunde müsse «an der Luft» getrocknet werden, weit verbreiet. Das ist falsch. Bereits die Völker des Altertums wussten, dass feucht gehaltene Wunden besser heilen.

Folgende Themen werden in diesem Artikel behandelt

Die erste schriftliche Anleitung zur Wundbehandlung ist 4000 Jahre alt und stammt aus Ägypten. Die Gelehrten empfahlen etwa in Öl oder Honig getränkte Tücher zur Behandlung von infizierten Wunden. Auch Hippokrates (um 360 v. Chr.), der berühmteste Arzt des Altertums, wies seine Schüler an, unreine Wunden feucht zu behandeln, beispielsweise mit in Wein getränkten Verbänden. Mit dem Niedergang des Römischen Reiches geriet das medizinische Wissen der Antike im westlichen Europa aber in Vergessenheit.

So setzte sich für lange Zeit die Ansicht durch, dass eine Wunde möglichst trocken gehalten werden soll. Die moderne feuchte Wundversorgung hat sich bis heute noch nicht überall etabliert. Laut dem deutschen Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) beträgt der Anteil der sogenannten «hydroaktiven» Wundauflagen weniger als ein Drittel aller Verbände.

«Wie eine zweite Haut»

Dabei liegen die Vorteile der feuchten Wundheilung auf der Hand. So haben diese den Vorteil dass sie die verletzte Stelle abschirmen «wie eine zweite Haut», wie Bruno Stucki, Drogist in Bremgarten bei Bern, erklärt. Gerade bei grösseren Wunden sei dies sehr wichtig, weil hier die Gefahr des Flüssigkeitsverlusts durch Verdunstung besonders gross ist.

Die Funktion der Haut besteht nämlich in erster Linie darin, den Körper vor Feuchtigkeitsverlust und vor dem Eindringen von Fremdkörpern und Keimen zu schützen. Ist die Haut verletzt, fällt dieser Schutz weitgehend weg.

Kein Verkleben mehr

Ein feuchter Verband ist häufig auch angenehmer als ein herkömmlicher. Da Verletzungen oft ein Sekret absondern, kann Gaze schon mal auf der Wunde festkleben. Ein Verbandwechsel tut dann doppelt weh und stört auch den Heilungsprozess.

Aber auch wenn etwa eine Schürfwunde mit einer Kruste gut verheilt, kann es Schwierigkeiten geben. Befindet sich die Wunde beispielsweise auf einem Gelenk, bricht die Kruste durch die Bewegung immer wieder auf. Schliesslich beginnt es unter dem Schorf oft zu jucken, was zum Kratzen verleitet.

Ein weiterer Vorteil der feuchten Wundversorgung ist, dass sie genau so gut schützt wie ein herkömmlicher Verband, die Heilung aber besser unterstützt. In der Wundflüssigkeit werden nämlich Enzyme, Hormone und Wachstumsfaktoren aktiv, welche zur Neubildung von Zellen anregen.

Mit Brandwunden zum Arzt

Dennoch gibt es Einschränkungen. Grossflächige Brandwunden, auch solche nach einer Verbrühung, sind ein Fall für den Arzt, die Ärztin oder das Spital. Auch Bisswunden gehören in die Hände eines Arztes, weil das Risiko von Wundstarrkrampf besteht. Das Gleiche gilt für tiefe Stichwunden und grosse oder tiefe Wunden, die genäht werden müssen.

Für alle anderen Verletzungen ist die Kundschaft in der Drogerie gut beraten. Es gibt eine grosse Auswahl an feuchten Wundverbänden, etwa selbstklebende Folien oder Kompressen. Wichtig ist in jedem Fall, dass eine Wunde vor dem Anlegen eines Verbands gut gereinigt und desinfiziert wird.

Umfrage

Wie reagieren Sie wenn Ihr Kind mit einer blutenden Schürfwunde nach Hause kommt?

Bitte warten...
Autor: Martin Leutenegger
Redaktion: Franziska Linder
Quelle
  • «Drogistenstern»