Winterwandern in der Schweiz

Durch den Schnee wandern, die Ruhe geniessen, die glitzernde Landschaft bewundern. Auf gepfadeten Winterwanderwegen können das alle, ganz ohne Schneeschuhe oder Tourenski. Tipps für gelungene Winterwanderungen.

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Wandern geht immer. Im Frühlingsblütenmeer durch Wiesen waten, in der Sommerhitze über Steinwüsten klettern, in buntfarbigen Herbstwäldern umherstreifen – und im Winter durch blau schimmernde Schneelandschaften knirschen. Moment! Wandern im Winter?

«Natürlich», sagt Andreas Staeger. Der Berner Wanderautor («Wege im Winter. Wandern im Schnee und ohne Schnee», 2018) ist das ganze Jahr über zu Fuss unterwegs. «In tiefen Lagen sind viele Wanderwege auch im Winter problemlos begehbar, sie sind fast immer schnee- und eisfrei. Zum Beispiel der Aare oder der Reuss entlang geht es sich auch in der kalten Jahreszeit ganz vortrefflich.» Wandern im Winter auf ganz normalen Wanderwegen. Natürlich.

Vom Sommer- …

Wandern geht im Winter aber auch anders. Mit Schnee und Bergen, mit Auf- und Abstiegen, mit Seilbahnen und Gipfelglück. Winterwandern heisst es dann und findet im Gegensatz zum Wandern im Winter nicht auf «normalen» Wegen, sondern auf speziell präparierten und signalisierten Pfaden (siehe Kasten) statt.

Solche gepfadeten Winterwanderwege sind keine neue Erfindung. Alles fing damit an, dass ab dem Ende der 1980er-Jahre in den Wintern immer weniger Schnee lag. «Davor war es noch üblich, im Herbst die Wanderschuhe in den Keller zu stellen und die Ski hervorzuholen», sagt Staeger. Im Frühling fingen die Wandersleute langsam wieder damit an, ihre Wanderschuhe einzulaufen. «Vielleicht hat man mit einer Tour auf den Napf begonnen, ist als Nächstes auf den Chasseral gewandert und schliesslich auf den Niesen, und danach war man vorbereitet auf den Wandersommer.»

Pink weist den Weg

Speziell präparierte Winterwanderwege sind mit pinkfarbenen Wegweisern signalisiert. Unterwegs ist der Wegverlauf manchmal auch mit Stangen aus Holz oder Kunststoff mit einer pinkfarbenen Spitze angezeigt. Winterwanderwege können in der Regel gefahrlos begangen werden, allerdings sind die Wege manchmal vereist. Gutes Schuhwerk ist also unerlässlich, Stöcke können zusätzlichen Halt geben.

… zum Ganzjahreswanderer

Ende der 1980er war damit langsam Schluss. Skifahren ohne Schnee? Ging nicht. «Aus purer Verzweiflung fingen einige Bergtourismusorte und Seilbahnbetreiber damit an, Winterwanderwege zu präparieren. Dafür reichten schon wenige Zentimeter Schnee, und die Pistenfahrzeuge, um die Wege zu spuren, hatten sie sowieso schon.» Das Winterwandern war geboren.

Seither nimmt die Zahl der Winterwanderwege stetig zu. Es gibt kurze Wanderungen ohne grosse Steigungen. «Ich denke da zum Beispiel an eine tolle Tour am Lauenensee», sagt Staeger. Es gibt aber auch anspruchsvollere Routen. «Fantastisch ist es beispielsweise, von der Seilbahnstation Grindelwald First auf das Faulhorn zu wandern. Bei dieser Tour steigt man auf fast 2700 Meter hinauf. Der Ausblick ist überwältigend.» Und wer es doch etwas gemässigter mag, dem empfiehlt Staeger einen Winterwanderweg in Graubünden: von Mathon zur Hochebene von Libi. «Einfach wunderschön!»

Tipps für gelungene Winterwanderungen

  • Informieren Sie sich vorgängig über den Zustand der Route.

  • Rechnen Sie genügend Zeit ein. Auf Schnee geht man langsamer, ausserdem wird es im Winter früh dunkel.

  • Winterwanderwege in Skigebieten queren manchmal Ski-, Langlauf- und/oder Schlittelpisten. Unbedingt auf dem signalisierten Weg bleiben und bei Querungen besonders gut aufpassen.

  • Die signalisierten Routen nicht verlassen. Abseits der Wege können Lawinen niedergehen. Ausserdem brauchen Wildtiere im Winter Ruhe.

Winterwarm unterwegs

Gepfadete Winterwanderwege können in der Regel gefahrlos begangen werden. Die Wege sind gespurt und gut signalisiert. Routen in Gebieten, in denen Lawinen niedergehen könnten, sind nur bei guten Verhältnissen geöffnet (siehe Kasten oben). «Etwa der Weg über den Gemmipass oder jener auf den Furkapass. Am besten erkundigt man sich grundsätzlich immer im Voraus, ob die Wege, die man gehen möchte, offen sind.»

Wie für jede Wanderung sollte man sich auch für Winterwanderungen gut ausrüsten. Regenschutz und Karte, Getränke und etwas zu essen gehören sommers wie winters in den Rucksack, genauso wie Sonnencreme mit hohem Schutzfaktor. Gegen die schneidende Winterkälte helfen Thermohosen, eine warme Jacke, Handschuhe und Mütze. Ist jemand sehr kälteempfindlich, können spezielle Winterwanderschuhe nützlich sein, die besonders gut isoliert und gefüttert sind. Wer an rutschigen Stellen etwas mehr Schutz braucht, nimmt Stöcke oder Eiskrallen für die Schuhe mit. «Es gibt auch Wanderer, die gerne Schneeschuhe auf Winterwanderwegen tragen. Notwendig ist das nicht, die Wege sind ja gepfadet, aber wenn sich jemand damit wohler fühlt, ist das natürlich auch sinnvoll.»

Ansonsten gilt: Route auswählen, Wetter- und Wegverhältnisse checken, loslaufen und den Winter geniessen! Den einen oder anderen Schneeball dürfen Sie unterwegs natürlich auch werfen.

Winterwanderwege finden

  • Tipps für Winterwanderungen finden Sie im Internet, beispielsweise bei den Schweizer Wanderwegen (www.wandern.ch) oder auf Andreas Staegers Seite (www.wanderprofi.info).

  • Andreas Staeger: «Wege im Winter. Wandern im Schnee und ohne Schnee», Verlag wanderprofi.info, 2018

  • Karin Breyer: «Wandern mit dem GA und dem Halbtaxabonnement.» Band 3: Winterwanderungen sowie Band 6: Winterwanderungen II, Friedrich Reinhardt Verlag, 2011/2013

  • Heinz Staffelbach: «Wandern und Geniessen im Winter. Die schönsten Schneeschuh- und Winterwander-Weekends in der Schweiz mit Berghotel-Komfort», AT-Verlag, 2009

  • Andreas Staeger: «Schneepfade im Berner Oberland. Winterwanderungen im Berner Alpen- und Voralpenraum», Berner Wanderwege, 2005

Autorin und Redaktion: Bettina Epper
Quellen