Velofahren stärkt Körper und Geist

200 Jahre alt und modern wie nie: Der Siegeszug des Velos ist nicht aufzuhalten – wohl auch, weil Velofahren nicht bloss den Körper und Geist stärkt, sondern auch die Umwelt schont.

An Fahrrädern fehlt es wahrlich nicht – aber oft am Willen, sie auch zu benutzen. In zwei von drei Schweizer Haushalten steht laut Bundesamt für Statistik ein Velo, in 23% der Haushalte gar drei oder mehr. Doch obwohl laut dem Bericht «Sport Schweiz 2014» des Bundesamtes für Sport Radfahren nach Wandern die zweitbeliebteste Sportart ist, werden längst nicht alle dieser zum Teil teuren Geräte auch genutzt: Schnell übernimmt frühmorgens der innere Schweinehund und greift zum Autoschlüssel. Die Aussicht auf Bewegung am Morgen schreckt viele ab, denn die Arbeit wird ja anstrengend genug…. Wer sich jedoch überwindet wird schnell merken, wie gut Velofahren tut – und das ist nicht bloss ein subjektiver Eindruck: Umfangreiche Studien belegen, dass Velofahren erwiesenermassen eine Verbesserung der Fitness und der Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Krankheiten bringt.

Für Herz, Lunge und Gelenke…

Wer regelmässig Velo fährt, verringert das Risiko einer Herz-Kreislauf Erkrankung enorm. Während das Herz im Ruhezustand zwischen 60 und 90 Mal in der Minute Blut in den Körperkreislauf pumpt, erhöht sich diese Leistung bei Belastungen auf bis zu 200 Schläge. Belastungen wie schnelles Velofahren sind wichtig für den Herzmuskel, denn dieser verlangt ständig nach Training. Wird er vernachlässigt, steigt das Risiko von Arteriosklerose oder Herzversagen durch Fehlfunktionen der Herzkammern um ein Vielfaches.

Natürlich treiben auch andere Sportarten den Puls in die Höhe, aber nicht alle schonen dabei die Gelenke so wie Velofahren. Neben Schwimmen, Nordic Walking und Aquajogging, gehört Velofahren zu den gelenkschonendsten Sportarten überhaupt.

Auch die vernachlässigte oder geschädigte Lunge ist verantwortlich für eine Vielzahl an ernstzunehmenden Krankheiten. Der rhythmische Charakter des Velofahrens beugt diesen Krankheiten vor: die zyklische Bewegungsform wird von Pneumologen besonders empfohlen, weil sie die Atemmuskulatur kräftigt und die Ventilation der Lunge verbessert. Dadurch erhöht sich sogar der Schutz vor Infekten. Am besten ist übrigens, im Grünen zu radeln, da die schadstofffreie Umgebung der Lungen-Schleimhaut zugutekommt.

… und für die Psyche

Velofahren kräftigt nicht nur den Körper, sondern stärkt auch Geist und Seele. Zunächst einmal tut der Velofahrer sich und der Umwelt einen Gefallen: Er spart bei jeder Fahrt auf dem Velo Benzinkosten für das Auto und schützt das Klima. Weiterhin wirken sich die physischen Belastungen auf das allgemeine Wohlbefinden aus. Die regelmässige Bewegung auf dem Velo hilft beim Stressabbau und erhöht die psychische Stabilität. Wer die Möglichkeit hat, Velowege im Grünen als Ersatz für den meist nervtötenden, morgendlichen Berufsverkehr zu nutzen, sollte sich diese Option nicht entgehen lassen.

Darüber hinaus soll bereits kurzes tägliches Velofahren aufgrund der zyklischen Bewegungsform eine entspannende und beruhigende Wirkung haben. Folgen davon sind innere Harmonie und ein positives Körpergefühl. Das wiederum sorgt für Selbstbewusstsein auf der Arbeit und bei anderen Alltagsaktivitäten. Übrigens: Gemeinsam radeln macht noch mehr Spass, zum Beispiel bei einem Slow up durch attraktive Landschaften ohne nervigen Verkehr.

Das passende Velo

Wer mit dem Gedanken spielt, sich ein neues, oder besseres und der Gesundheit und den eigenen Bedürfnissen zuträgliches Velo zuzulegen, sollte sich zunächst einige Gedanken darüber machen, für was er das Velo hauptsächlich nutzt. Soll das Velo nur für die kurze Fahrt ins Büro dienen? Oder soll es auch für die eine oder andere Fahrt in Wald und Gebirge und auf steinigem Gelände geeignet sein? Oder gar für lange Strassenrunden mit hohem Tempo? Für jede Gelegenheit gibt es das passende Velo, weshalb die Entscheidung oft nicht leicht fällt. In diversen Onlineshops kann sich ein Bild davon gemacht werden, wie gross die Auswahl an Velotypen und Ausführungen wirklich ist.

Grundsätzlich lässt sich zwischen folgenden Grundtypen unterscheiden:

Citybike

Es eignet sich für Fahrten in der Stadt und zur Arbeit, für Kurzstrecken, sowie entspanntere Tagestouren. Die Sitzposition bei Citybikes ist meist sehr komfortabel, die Ausstattung nicht besonders.

Mountainbike

Die Nummer 1 unter den Sportvelos wird wohl das Mountainbike bleiben. Mit ihm können sich actionhungrige ins wildeste Terrain wagen, Offroad fahren, Cross-Country und Marathonstrecken oder normale Tagestouren bestreiten. Die Sitzposition ist sportlich und die Ausstattung meist spezialisiert und ausgreift – so findet sich beispielsweise meist eine Laufradgrösse von 27,5 oder gar 29 Zoll. Ausserdem sind heute fast alle Mountainbikes mindestens vorne (Hardtail), häufig aber auch hinten gefedert (Full Suspension, «Fully»).

Trekkingbike

Mit diesem Velo können längere Veloreisen und zeitaufwendige Touren ohne Rückenschmerzen oder sonstige Leiden bestritten werden. Auch für die Stadt und leichteres Gelände eignen sich Trekkingbikes. Meist sind sie nur ein klein wenig unkomfortabler als Citybikes, fahren sich aber immer noch deutlich entspannter als Mountainbikes.

Rennvelo

Rennvelos eignen sich für Asphaltstrassen, längere Strassenrennen und lange Veloausfahrten. Sie sind sportlich und aerodynamisch und meist mit schmaler Bereifung ausgestattet. Die einzelnen Komponenten sind meist sehr leicht, der Lenker gebogen; gefedert sind Rennräder in der Regel überhaupt nicht.

Crossbike

Crossbikes sind Multitalente für befestigte und unbefestigte Strassen. Sie sind meist komfortabler als Rennräder und Mountainbikes und, um das Gewicht gering zu halten, nur selten mit Extras, wie Schutzblechen, Gepäckträger usw. ausgestattet.

Nur wer richtig radelt, fördert die Gesundheit

Velofahren lernt man einmal und vergisst nie wieder, wie es geht. Stimmt, aber richtig Velofahren will auch als Erwachsener noch gelernt sein! Die meisten radeln nämlich nicht ideal und bauen mit schweren Gängen auf, treten ordentlich durch und rollen dann die nächsten Meter entspannt vor sich hin. Besser ist jedoch, einen leichteren Gang einzulegen und dann kontinuierlich zu treten. Ausserdem ist die Sitzposition entscheidend: Schmerzen Nacken oder Handgelenke oder fühlt sich der Po taub an, stimmt etwas nicht. Fast immer lassen sich diese Probleme aber mit der Umstellung von Lenker- oder Sattelhöhe schon beheben. Eventuell liegt es aber eben doch auch am falschen Velo.

Autorin: Doris Müller
Redaktion: Heinrich Gasser
Quellen

Bundesamt für Statistik (2015): Besitz von Fahrzeugen, Führerausweisen und ÖV-Abos

Lamprecht, M., Fischer, A. & Stamm, H.P. (2014): Sport Schweiz 2014: Sportaktivität und Sportinteresse der Schweizer Bevölkerung. Magglingen: Bundesamt für Sport BASPO

PhD Thomas Götschi et al. (2015): Aktive Mobilität und Gesundheit, Hintergrundbericht für den nationalen Gesundheitsbericht 2015

Simon Rikus, Adrian Fischer, Markus Lamprecht (2014): Velofahren in der Schweiz 2014, Sekundäranalyse von «Sport Schweiz 2014» und Erhebungen auf den Routen von Veloland Schweiz im Auftrag des Bundesamt für Strassen, ASTRA, Bereich Langsamverkehr, Bern und Stiftung SchweizMobil, Bern