Stolzer Silberschweif

Emanzipation auf dem Haupt. Kopf hoch und die grauen Haare mit Stolz getragen. Das nehmen sich immer mehr Frauen selbstbewusst und mit Erfolg heraus.

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Waren es die Coiffeure, die Chemiker, die Männer oder die auf Erfolg und Leistungsfähigkeit getrimmte Gesellschaft schlechthin, die den Frauen über Jahrzehnte glaubhaft machen konnte, dass graue Haare «Pfui» sind? Oder waren es die Frauen selber, die sich dem Jugendwahn ganz von alleine untergeordnet haben? Möglicherweise spielt alles ein wenig in dieses Thema hinein. Fest steht: Kein Trend ohne Gegentrend. Währendem die Möglichkeit des Haarefärbens vor allem die weiblichen Nachkriegszeit-Generationen begeisterte, gibt es jetzt anscheinend den «Silverella»-Trend. Gemeint sind Frauen, die bewusst und stolz ihre silberne Haarpracht tragen. Barbara Müller Moreno, Chefredaktorin, journal coiffureSUISSE, bezweifelt allerdings, dass es sich dabei um einen veritablen Trend handelt: «Bei den Colorationen ist unseres Wissens alles andere als ein Rückgang zur verzeichnen», schreibt sie auf Anfrage.

Some like it gray

Buchautorin Sabine Reichel («Grau ist great. Mit Stolz und Stil in eine neues Leben») stellt fest, dass graue Haare ein «hochemotionales Thema» sind – für Befürworterinnen wie Gegnerinnen gleichermassen. Sie vermutet, dass es um viel mehr als um verblassende Haarpigmente geht. Hinter dem Farbwechsel stünden Fragen zur Identität, Authentizität, Attraktivität, Sexualität und zum Status. Letztlich gehe es bei diesem haarsträubenden Thema «um die Angst vor dem gesellschaftlichen Unsichtbarwerden».

Tatsache aber sei, dass sobald das Haar weiss werde, noch genau drei Optionen offen stünden: «Färben, dulden oder zelebrieren». Reichel plädiert fürs Zelebrieren. Gleichzeitig betont sie, dass der Ruf zum Grau zu stehen, weder eine Religion noch eine moralische Verpflichtung sei, sondern schlicht die Aufforderung dem Älterwerde mit Würde zu begegnen und das Markenzeichen graue Haare mit Stolz zu tragen. Und dies ist laut Reichel «ein absoluter Akt der Befreiung.»

Nicht allein selig machende Wahrheit

Dass jede Frau mit Silberschopf zur Ausnahmepersönlichkeit wird, ist sicher übertrieben. Denn ein mausgrauer Mensch wird auch mit einer Silbermähne nicht zum Paradiesvogel. Gleich wie ein biederer Mensch mit gefärbtem Haar genau so wenig aus der Masse heraussticht. Selbstbewusstsein, eine geschickte Farb-, Kleider- und Accessoirewahl sowie ein guter Haarschnitt müssen mit oder ohne Silberhaar beim Älterwerden Thema sein. Am besten ein lustvolles, frohes und spielerisches Thema.

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Autorin und Redaktion: Katharina Rederer