Stimmungsschwankungen

Stimmungsschwankungen und Traurigkeit sind nicht dasselbe wie Depressionen. Es ist wichtig, den Unterschied zu erkennen, weil schwere Depressionen ärztliche Hilfe benötigen, aber leichte Stimmungsschwankungen oft mit frei verkäuflichen Mitteln behandelt werden können.

Es ist schwierig, über Stimmungsschwankungen zu sprechen, ohne das Wort "Depression" zu verwenden. Auch wenn sie sich stark voneinander unterscheiden, haben sie gewisse Ähnlichkeiten. Zum Beispiel betrifft dies den Ursprung der Krankheit. Es ist normal, dass sich unsere Stimmung ändert. Manchmal sind wir fröhlicher, manchmal trauriger. Das nennt man intraindividuelle Unterschiede. Manche Menschen neigen eher dazu, traurig zu sein, während andere generell positiver eingestellt sind.

Den Unterschied erkennen

Stimmungsschwankungen sind normalerweise nicht schwerwiegend, aber sie können für die betroffene Person belastend sein und behandelt werden müssen. Eine Depression hingegen ist viel ernster. Die Stimmung ist so dunkel, dass die Betroffenen manchmal das Gefühl haben, in ausweglosen Situationen zu stecken, was zu Selbstmordgedanken führen kann. Der Begriff Depression leitet sich vom lateinischen Wort «deprimere» ab, was «niederdrücken» bedeutet. Die Betroffenen fühlen sich wertlos, können ihre Gefühle nicht angemessen ausdrücken und reagieren nicht richtig auf äussere Einflüsse.

Im Gegensatz zur Traurigkeit, die oft durch einen schmerzhaften Verlust verursacht wird, hat die Depression oft keinen eindeutigen Auslöser. Die Stimmung passt nicht zur Situation und die Patienten können sich kaum motivieren, selbst in einfachen Alltagssituationen.

Stimmungstiefs und ihre Ursache

Die Gründe für eine düstere Stimmung sind äusserst vielfältig und liegen teilweise noch im Dunkeln. Betroffene Personen zeigen im Unterschied zu Gesunden eine reduzierte Toleranz gegenüber Stressoren im psychischen, sozialen, körperlichen oder biographischen Bereich.

Mit Sicherheit kann man von einer genetischen Komponente ausgehen, da man depressive Verstimmungen gehäuft dann findet, wenn eine in direkter Linie verwandte Person ebenfalls davon betroffen ist. Stimmungstiefs sind üblicherweise nicht monokausal erklärbar, sondern multifaktoriell bedingt. Neben der erblichen Fixierung sind folgende Auslöser und Risikofaktoren zu nennen, wobei die Aufzählung keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt und die Reihenfolge keinen wertenden Charakter besitzt:

-Tod einer nahestehenden Person

-Traumata (Katastrophen, sexueller Missbrauch, psychische Gewalt etc.)

-Veränderte Lebensbedingungen (Auszug der Kinder, Trennung vom Lebenspartner, Arbeitsplatzwechsel oder -verlust, Umzug etc.)

-Zwischenmenschliche Probleme (Beziehung, Arbeitsplatz, Ausbildungsstätte etc.)

-Hormonelle Schwankungen (in der Schwangerschaft, prämenstruell, menopausal, medikamentös induziert)

-Unerwünschte Arzneimittelwirkungen gewisser Arzneimittel

-Neurobiochemische Faktoren (siehe Kapitel «Hirnstoffwechsel in Bezug auf die Stimmung»)

-Weibliches Geschlecht

-Konsum von Cannabis und Alkohol

-Soziale Verarmung (Grossstadt, Single-Dasein, genereller Rückzug)

-Pensionierung (Wegfall der Tagesstruktur, angeblicher bzw. empfundener Absturz in die

Bedeutungslosigkeit, weil nicht mehr gefragt etc.)

-Demenz-Erkrankungen

-Psychischer Distress, Konflikte

Gründe für eine Depression

Was passiert eigentlich im Kopf bei Stimmungsschwankungen oder bei Depressionen? Namhafte Psychologen geben an, dass wir dies noch viel zu wenig in der gesamten Tiefe verstehen. Es gibt jedoch klare Hinweise darauf, dass für den Ausbruch von Stimmungsschwankungen und/oder depressiven Verstimmungen ein Ungleichgewicht bestimmter Neurotransmitter im Gehirn von grosser Bedeutung ist. Bei gedrückter Stimmung stellt man eine verminderte Verfügbarkeit bzw. Aktivität unter anderem von Serotonin, Noradrenalin und Dopamin fest.

Therapie von Stimmungsschwankungen

Die Selbstmedikation ist auf die Applikation von Vitalstoffen und pflanzlicher Präparate begrenzt. Synthetische Psychopharmaka unterstehen allesamt der Rezeptpflicht. Unter den pflanzlichen Stimmungsaufhellern dürfte Johanniskraut der bekannteste Vertreter sein, daneben gibt es zahlreiche weitere Arzneipflanzen, die im Zusammenhang mit Verstimmung, Angst und damit verbundener Konzentrationsschwäche indiziert sind. Auch Schlafprobleme und daraus resultierende Tagesmüdigkeit spielen im Kontext depressiver Verstimmungen eine ernstzunehmende Rolle und rechtfertigen daher eine Therapie. Im Folgenden werden Johanniskraut, Melisse und Safran im Kampf gegen Stimmungsschwankungen aufgezeigt.

Johanniskraut

Hypericum perforatum, so der botanische Name der um den Johannistag blühenden Pflanze, wird seit Jahren mit grossem Erfolg bei leichten bis mittelschweren depressiven Zuständen angewandt. Will man Johanniskraut gegen Verstimmung einsetzen, so sind dazu quantifizierte Extrakte notwendig. Eine Tinktur oder ein Infus zeigen nicht die erforderliche Wirkintensität.

Safran

Safran ist allgemein als teures, edles, orientalisches Gewürz mit ganz spezieller Duft- und Geschmacksnote bekannt. Möglicherweise etwas weniger präsent sein dürfte, dass diese Spezerei ernstzunehmende stimmungsaufhellende Eigenschaften besitzt. Safran wird aus den getrockneten roten Narben der Blüte von Crocus sativus gewonnen. Der oben erwähnte hohe Preis erklärt sich aus dem Umstand, dass bis zu 200'000 Blüten notwendig sind, um ein Kilogramm dieses Gewürzes zu gewinnen. Kommt hinzu, dass der Sammelprozess in Handarbeit erfolgt. Globaler Hauptlieferant für Safran ist der Iran. In Europa findet man Anbaugebiete in Spanien und Griechenland – und in der Schweiz. Safran weist geradezu einen Cocktail aus unterschiedlichen Inhaltsstoffen auf, die einerseits für das kulinarische Erlebnis des Safrans als Geruchs- und Aromastoff verantwortlich zeichnen, andererseits für die bekannte klassische Farbgebung sorgen. Aus pharmakologischer Sicht im Hinblick auf die positive Beeinflussung des Gemüts stehen insbesondere die Crocine im Fokus.

Melisse

Melissa officinalis zeigt im Hinblick auf Stimmungsschwankungen einen zweifachen Wirkungsmechanismus: Erstens hemmt es die Monoaminoxidase (MAO) und somit den enzymatischen Abbau von Serotonin, was dessen Einfluss auf die postsynaptischen Rezeptoren verlängert. Kommt hinzu, dass durch eine gesteigerte Bioverfügbarkeit von Serotonin sekundär auch die Melatoninspiegel ansteigen, was im Zusammenhang mit Schlafstörungen von grossem Interesse ist.