Schwangerschaftsgebrechen

Unter einer ganzen Reihe von Schwangerschaftsbeschwerden ist die Schwangerschaftsübelkeit am bekanntesten. Auch Rücken- und Kreuzschmerzen sind weitverbreitet. Weil die Haut immer stärker gedehnt wird, kann es zu empfindlichen Brüsten und Brustwarzen, juckender, trockener Haut und gegen Ende der Schwangerschaft zu Dehnungsstreifen am Bauch, an den Brüsten, Oberschenkeln und/oder dem Gesäss kommen. Da sich während der Schwangerschaft mehr Wasser im Körper sammelt, sind geschwollene Beine und Ödeme möglich. Weil der Bauch grösser wird, das Kind auf die Organe der Mutter drückt, können ein erhöhter Harndrang, Krampfadern, Sodbrennen oder Hämorrhoiden auftreten. Auch Wadenkrämpfe, Blasenentzündungen oder vermehrter Ausfluss sind bekannte Schwangerschaftsbeschwerden. Schliesslich sind auch Stimmungsschwankungen bei Schwangeren weitverbreitet.

Ursachen und Hintergründe

Während einer Schwangerschaft wird der Körper von Hormonen geradezu überflutet – der Pegel ist fast tausendmal höher als im nicht schwangeren Zustand. Diese einschneidende hormonelle Umstellung ist Ursache vieler Schwangerschaftsbeschwerden.

Was man bei Schwangerschaftsbeschwerden selbst tun kann

  • Schwangerschaftsübelkeit: Trifft längst nicht alle Frauen und verschwindet bei den Betroffenen nach drei Monaten meist von selbst. Da die Übelkeit vor allem am Morgen auftritt, kann es helfen, bereits im Bett etwas Kleines zu essen und zu trinken. Das Aufstehen möglichst langsam angehen. Tagsüber in kleinen Portionen essen. Trockenfrüchte, Nüsse, Knäckebrot, Früchte und Ähnliches sind ideale Zwischenmalzeiten. Achten Sie darauf, keine allzu fetten Mahlzeiten zu sich zu nehmen. Während der ganzen Schwangerschaft sollten Sie vitamin- und ballaststoffreich essen und auch ausreichend Eiweiss und Kohlenhydrate zu sich nehmen. Gegen die Schwangerschaftsübelkeit können auch Homöopathika, Schüssler Salze, Tees, Aromatherapie oder Akupunktur helfen. Selbstmedikation ist in der Schwangerschaft heikel, lassen Sie sich in der Drogerie beraten.

  • Rücken- und Kreuzschmerzen: Sanfte Gymnastik, Übungen im Vierfüsslerstand können den Rücken entlasten. Eine Massage durch den Partner kann ebenfalls wohltuend sein. Schlafen in Seitenlage bringt vielen Frauen Erleichterung. In fortgeschrittener Schwangerschaft kann ein Stillkissen den Rücken zusätzlich entlasten: Legen Sie in Seitenlage das eine Bein gemütlich aufs Stillkissen, und dabei bleibt Ihr Rücken gerade.

  • Hautpflege: Bei schweren Brüsten und empfindlichen Brustwarzen hilft es, einen gut sitzenden BH zu tragen. Die Haut braucht in diesen neun Monaten viel Feuchtigkeit und Pflege. In der Drogerie finden Sie ein breites Sortiment an natürlichen Pflegeprodukten und beruhigenden Ölen für die verschiedensten Bedürfnisse. Wieweit man Schwangerschaftsstreifen durch regelmässiges Eincremen vorbeugen kann, ist umstritten.

  • Schwere Beine: Um die Beine zu entlasten und Ödemen vorzubeugen, sollten Schwangere möglichst spezielle Schwangerschafts-Stützstrümpfe tragen und langes Stehen vermeiden. Wenn immer möglich die Beine zwischendurch hochlagern und ab und zu auch mal schwimmen gehen. Eine Fuss- oder Beinmassage sowie kalte Güsse am Abend können müde Beine ebenfalls entlasten. Eine Teemischung aus Himbeerblättern, Frauenmantel, Brennnessel, Johanniskraut und Melisse stärkt die Elastizität des Gewebes, fördert die Eisenresorption, wirkt hormonregulierend, wassertreibend und beruhigend, sollte aber nur vorsichtig dosiert und nach Absprache mit einer Fachperson getrunken werden. Bei rapider Gewichtszunahme und Wassereinlagerungen im Gesicht und in den Händen müssen Sie den Arzt aufsuchen.

  • Vermehrter Harndrang: Weil das Baby auf die Blase drückt, müssen Schwangere mit fortschreitender Schwangerschaft häufiger Wasser lassen. Dies sollte aber auf keinen Fall dazu führen, dass die Schwangere weniger trinkt. Im Gegenteil: Weil die Gefahr einer Blaseninfektion in der Schwangerschaft erhöht ist, sollte auf jeden Fall genug getrunken werden, also mindestens 1,5 Liter pro Tag.

  • Um Hämorrhoiden und Schwangerschaftsverstopfung zu vermeiden, ist es wichtig, auf eine ausgewogene, ballaststoffreiche Kost zu achten. Essen Sie in der Schwangerschaft regelmässig Früchte, Gemüse und Getreide. Abführmittel, auch pflanzlicher Art, dürfen nur in Absprache mit der Ärztin, mit dem Arzt eingenommen werden.

  • Gegen Sodbrennen, welches häufig gegen Ende der Schwangerschaft auftritt, hilft es, in kleinen Portionen zu essen und ein Glas Milch trinken. Um den Rückfluss von Magensaft in die Speiseröhre zu verhindern, kann es hilfreich sein, das Kopfende des Bettes leicht hochzustellen.

  • Krämpfe in den Beinen können durch Gabe von Magnesium gelindert werden.

  • Vermehrter Ausfluss ist in der Schwangerschaft normal. Sprechen Sie mit dem behandelnden Arzt darüber, wenn der Ausfluss eine starke Färbung hat.

  • Stimmungsschwankungen kennen viele Frauen in der Schwangerschaft. Wichtig ist, dass der Partner weiss, dass dies normal ist, und er mit Verständnis darauf reagieren kann. Besonders das erste Kind kann viele Unsicherheiten auslösen. Hilfreich ist es, wenn die werdenden Eltern ihre Erwartungen und Bedenken offen austauschen oder wenn nötig auch mit einer Therapeutin, der Hebamme oder der Ärztin besprechen.

Vorbeugen

  • Die Palette alternativer oder komplementärmedizinischer Heilmethoden bei Schwangerschaftsbeschwerden ist gross und reicht von Akupunktur gegen Übelkeit, Homöopathie und Spagyrik bei zahlreichen Beschwerden, über Shiatsu, Yoga oder entspannende Massagen.

  • Generell muss mit der Einnahme von Medikamenten während der Schwangerschaft sehr zurückhaltend umgegangen werden und auf jeden Fall mit dem Arzt oder mit der Ärztin gesprochen werden. Ausgesprochen heikel ist der Griff nach Pillen im ersten Schwangerschaftsdrittel. In dieser Zeit entstehen die einzelnen Organe des Kindes. Besondere Vorsicht ist auch im Verlauf der letzten drei Schwangerschaftsmonate geboten, da Medikamente in dieser Zeit das Wachstum hemmen und zu einem niedrigen Geburtsgewicht führen können. Auch pflanzliche Mittel dürfen nicht bedenkenlos eingenommen werden. So ist zwar Ingwer für seine lindernde Wirkung bei Übelkeit bekannt, kann aber auch Wehen auslösen.

  • Um das werdende Kind nicht unnötig zu belasten, muss die Schwangere das Rauchen und rauchgeschwängerte Räume meiden. Auch dichter Verkehr und Abgase sind schlecht für das Baby. Aufs Wände- und Möbelstreichen und sonstiges Hantieren mit Chemikalien wird ebenfalls besser verzichtet.

Guter Rat aus der Drogerie

  • Bei Schwangerschaftsübelkeit hilft Schüssler Salz Nr. 5. 10 Tabletten in einem halben Glas heissem Wasser auflösen und schluckweise trinken. Bei Bedarf wiederholen.

  • Bei Stimmungsschwankungen in der Schwangerschaft kann Homöopathie unterstützend wirken. Die Mittel der Wahl sind Ignatia oder Pulsatilla (C30). 5-mal 3 Globuli einnehmen, bis eine Besserung eintritt, dann absetzen.

  • Ein Multivitaminpräparat, speziell auf Schwangere abgestimmt, ist auch empfehlenswert. Wichtig ist, dass es Magnesium und Folsäure beinhaltet. Dabei ist die Folsäure wichtig für die Prophylaxe einer Spina bifida, des sogenannten offenen Rückens des Kindes. Magnesium hilft gegen Beinkrämpfe. Bei ganz starken Beschwerden kann der Magnesiummangel durch eine zusätzliche Substitution ausgeglichen werden.

  • Omega-Fettsäuren sind wichtig für die Hirnentwicklung des Kindes während der Schwangerschaft und Stillzeit.

  • Basenbäder und Basenmischungen unterstützen die Elastizität des Bindegewebes. Es empfiehlt sich, zweimal pro Woche ein Basenvollbad zu nehmen und sich damit (für maximal 40 Minuten) zu entspannen. Eine Basenmischung sollte mindestens drei Monate eingenommen werden.

  • Zur Stärkung des Gewebes empfiehlt sich die Schüssler Salz-Lotion 1 & 11. Sie verbessert die Dehnbarkeit der Haut, der Bänder und Sehnen. Unbedingt auch während der Rückbildungszeit nach der Schwangerschaft verwenden.

  • Bei Eisenmangel während der Schwangerschaft hat sich die Einnahme eines natürlichen, flüssigen Eisenpräparates – kombiniert mit dem Schüssler Salz Nr. 3 (3-mal 2 Tabletten pro Tag) – bewährt. Wer um einen tiefen Eisenpegel weiss, sollte obige Empfehlung von Beginn der Schwangerschaft weg befolgen.

Diese Ratschläge gibt Ihnen Evelyne Huser, Drogistin HF, von der Vita Drogerie Wettingen, Wettingen (AG).

Autorinnen: Katharina Rederer und Julia Burgener
Redaktion: Katharina Rederer