Fango

.

1. Definition

Der Begriff Fango stammt aus dem Italienischen und bedeutet frei übersetzt Schlamm oder Schmutz. Fango ist ein Mineralschlamm vulkanischen Ursprungs. Er wird als Therapie warm in Form von Bädern und Packungen angewendet. Der Wärmeeffekt und die im Fango enthaltenen Substanzen unterstützten die Behandlung von Erkrankungen von Haut, Muskeln und Gelenken.

2. Philosophie

Die Ursprünge dieser Therapiemethode gehen bis in die Antike zurück. Historischen Quellen zufolge haben sich bereits römische Legionäre die Heilkraft des siliziumhaltigen Schlamms zu Nutze gemacht. Noch heute wird die italienische Provinz Padua als «Mekka» der Fangotherapie bezeichnet.

Fango dringt mit seiner feuchten Wärme in die Haut ein und gelangt weiter in tiefere Gewebestrukturen. Die Erweiterung der Blutgefässe verbessert die Durchblutung und lockert auf natürliche Weise schmerzhafte Verspannungen. Deshalb werden Fangopackungen oft als Vorbereitung zu einer Massage eingesetzt.

Über die so genannten Head-Zonen können mithilfe der Fangotherapie auch die inneren Organe positiv beeinflusst werden. Als Head-Zonen bezeichnet man schmerzempfindliche Zonen auf der Haut, die Ende des 19. Jahrhunderts vom englischen Neurologen Sir Henry Head definiert wurden. Überempfindlichkeiten dieser Zonen, können auf eine Erkrankung des zugehörigen Organs hinweisen. Mit dieser Thematik befasst sich insbesondere auch die Reflexzonentherapie.

3. Plausibilität des Konzepts

Aus erfahrungsmedizinischer Sicht ist die Wirksamkeit des Heilschlamms unbestritten. So werden Fango als auch andere Heilerden als ergänzende Therapiemethode von vielen Schulmedizinern empfohlen. Nebst der Linderung von chronischen Gelenkschmerzen hat sich Fango auch bei der Behandlung von Sportverletzungen bewährt.

4. Praktische Anwendung

Der Ursprung von Fango ist hartes, mineralstoffreiches Vulkangestein. Es wird gebrochen, erhitzt, fein gemahlen und anschliessend für zwei verschiedene Formen zubereitet.

Parafango: Am gebräuchlichsten ist Parafango. Hierfür wird das pulverisierte Gestein mit flüssigem Parafin versetzt. Ist die Masse ausgehärtet, wird sie in Form von Platten in die Praxen und Kurzentren geliefert. Dort wird der Parafango in einem speziellen Fangoofen bei zirka 65 Grad geschmolzen. Sobald die Masse soweit abgekühlt ist, dass sie sich in etwa wie normale Knetmasse anfühlt, kann sie beim Kunden angewandt werden. Dies ist in etwa bei einer Temperatur um die 50 Grad der Fall. Da Parafango ein schlechter Wärmeleiter ist, sind bei sachgemässer Handhabung Verbrennungen praktisch ausgeschlossen und die Temperatur wird als durchaus angenehm empfunden. Parafango kann unendlich oft wiederverwendet werden. Er wird nach Gebrauch gewaschen und im Ofen sterilisiert.

Fangoschlamm: Etwas anders verhält es sich mit dem Fangoschlamm. Hierfür wird das pulverisierte Vulkangestein zu einem Brei angerührt und dann als feuchte Packung direkt auf den gewünschten Körperbereich aufgetragen. Diese wird aus hygienischen Gründen nach einmaligem Gebrauch entsorgt. Fangoanwendungen haben sich bei folgenden Erkrankungen als lindernde Massnahme bewährt:

Die entzündungshemmende Wirkung des Schlamms dient auch zur Behandlung chronischer Atemwegserkrankungen wie etwa Sinusitis. In diesen Fällen wird der Fango örtlich aufgetragen und mit der Inhalation von Thermalwasser kombiniert. Ergänzend zu dieser Behandlung werden oft auch atempädagogische Übungen durchgeführt.

5. Selbstbehandlung

Vor allem zur Behandlung von Verspannungen im Nacken- und Rückenbereich, sowie nach Sportverletzungen eignen sich in der Drogerie erhältliche Fangokompressen- und -packungen. Diese können im Backofen, Wasserbad oder in der Mikrowelle erwärmt und auf die entsprechenden Gelenke aufgelegt werden. Fertige Fangopräparate sind so zubereitet, dass Sie damit nichts schmutzig machen und sich die Masse gleichmässig verteilen lässt. Weitere Informationen zur Anwendung erhalten Sie in unseren Fango-Praxistipps.

6. Anwender und ihre Ausbildung

Fangobehandlungen werden hauptsächlich in Physiotherapiepraxen, Wellness- und Therapiezentren angeboten. Deren Anwender sind in der Regel Physiotherapeuten oder medizinische Masseure. Obwohl es für Fango keiner speziellen Ausbildung bedarf, ist es ratsam sich von einer Fachperson behandeln zu lassen, die über medizinisches Hintergrundwissen verfügt.

7. Behandlung und Ablauf

Physiotherapeuten und medizinische Masseure verwenden meist Parafango. Dieser wird in einer zirka drei Zentimeter dicken Schicht auf die gewünschte Körperstelle aufgetragen. Anschliessend wird der Kunde in eine Decke gehüllt. Die Behandlungsdauer beträgt am Anfang rund dreissig Minuten und kann allmählich bis auf eine Stunde verlängert werden. Da Fangoschlamm nach einmaligem Gebrauch entsorgt werden muss, wird dessen Anwendung meist nur in Kurhäusern und Heilbädern angeboten. Im Anschluss an eine Fangotherapie sorgen ein Thermalbad oder eine Massage zudem für ein angenehmes Körpergefühl. Die Anzahl der benötigten Therapiesitzungen hängt vom Grad der Erkrankung ab.

8. Grenzen und Risiken

Menschen die an Durchblutungsstörungen der Haut oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden, sollten bei ihrem Arzt abklären lassen, ob eine Fangotherapie in ihrem Fall empfehlenswert ist. Dasselbe gilt für Schwangere sowie für Personen, die an Thrombosen leiden.

9. Praxistipps

Wenn Sie beabsichtigen, zu Hause eine Fangokompresse aufzulegen, könnten Ihnen folgende Ratschläge nützlich sein: Achten Sie darauf, dass der Fango nicht zu heiss ist. Die ideale Temperatur liegt zwischen 42 und 50 Grad Celsius. Messen Sie im Zweifelsfall mit einem Thermometer nach. Für eine optimale und lang andauernde Wärmewirkung können Sie die behandelte Stelle zusätzlich mit einem Handtuch einwickeln und abdecken. Machen Sie es sich mit einer warmen Decke gemütlich und lassen Sie die Kompresse eine halbe Stunde lang einwirken. Sollten Sie zu kalten Füssen neigen, spenden dicke Socken wohlige Wärme. Falls Sie weitere Fragen haben, wenden Sie sich vertrauensvoll an Ihre Drogistin oder Ihren Drogisten.

Mehrere Thermalzentren in der Schweiz bieten Fangotherapien an. Ergreifen Sie doch die Gelegenheit und testen Sie in Ihrem nächsten Wellnessurlaub ein entspannendes Fangobad.

10. Zahlt die Krankenkasse?

Die Grundversicherung übernimmt eine Fangokur, sofern sie Teil einer regulär ärztlich verschriebenen Massagetherapie ist. Erkundigen Sie sich bei Ihrer Versicherung.

Autorin und Redaktion: Antoinette Prince
Quellen
  • Naturärzte-Vereinigung der Schweiz (NVS)

  • Maya Thüler: «Wohltuende Wickel», Maya Thüler Verlag

  • Heinz Scholz: «A. Vogel – Aktiv gegen Rheuma», Verlag A. Vogel

  • Krista Federspiel und Vera Herbst: «Die Andere Medizin. ‹Alternative› Heilmethoden für Sie bewertet», Stiftung Warentest

  • Barbara Jud: «Alternative Heilmethoden», Pulstipp-Ratgeber