Das erste Mal

Sollte es beim ersten Mal nicht so richtig klappen, ist nur eines wichtig: Cool bleiben, dran bleiben. Auch Liebe und Sex sind eine Frage der Übung und der Erfahrung. Wie alle ersten Male im Leben.

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Sex ist nicht nur eine Privatsache zwischen zwei Menschen. Wissenschaftler und Statistiker schauen gerne unter die Bettdecke von Liebenden und fördern dabei zutage, was alle interessiert. Zahlen und Fakten. So hat sich gezeigt, dass sich das Durchschnittsalter des ersten sexuellen Kontaktes in den vergangenen 40 Jahren kaum verändert hat. Dennoch machte das Sexualverhalten aus statistischer Sicht einen Wandel in der Schweizerischen Gesellschaft deutlich. In den Jahren 1970-75 kam es bei den damals 15- bis 20-jährigen Frauen zu einer Verhaltensänderung im Sexualverhalten. Es zeigte sich, dass 70 Prozent aller Frauen, die nach 1955 geboren wurden, ihren ersten Sex vor dem 20. Lebensalter hatten. Bei den Jahrgängen 1945-1949 waren dies 50 Prozent. Schweizer Männer haben etwas früher sexuellen Kontakt als Frauen. Diese Zahlen haben sich seither kaum geändert, wie die Auswertung einer Befragung des Bundesamtes für Statistik (Mikrozensus Familie – Erste sexuelle Erfahrungen) 2010 ergab.

Diese Zahlen decken sich weitgehend mit Erhebungen des US-amerikanischen Kinsey-Institut (2005). Gemäss dem Forschungsinstitut, das sich seit über 60 Jahren mit dem menschlichen Sexualverhalten beschäftigt, haben junge Männer im Durchschnitt mit 16,9 Jahren zum ersten Mal Sex, junge Frauen mit 17,4 Jahren. Wobei 25 Prozent (26 Prozent Frauen) der jungen Männer mit 15 ihre ersten sexuellen Erfahrungen machten. Mit 17 Jahren hatten 46 Prozent der Männer beziehungsweise 49 Prozent der Frauen bereits erste sexuelle Erfahrungen gemacht. Mit 19 Jahren waren es 69 Prozent der Männer und 77 Prozent der Frauen.

Aufs Alter pfeifen

Wir leben in einer Leistungsgesellschaft: «weiter, schneller, besser, höher...». Alles wird mit allem verglichen, und das kann Druck erzeugen. In Sachen Liebe und Sex sollte man ganz bei sich selber bleiben. Oder wie es auf feel-ok, der Schweizer Gesundheitsplattform für Jugendliche, heisst: «Das Alter ist keine nützliche Richtlinie für die Entscheidung zum ersten Geschlechtsverkehr. Wichtig ist, dass beide es wollen.»

Und wichtig ist, dass die gesetzlichen Bestimmungen zum Schutzalter eingehalten werden und eine sichere Verhütung gewährleistet ist. Das Schweizerische Strafgesetz besagt: Sexuelle Handlungen von sexuell Mündigen (d.h. ab 16 Jahren) mit Kindern und Jugendlichen unter 16 Jahren sind verboten. Beträgt der Altersunterschied zwischen Minderjährigen jedoch weniger als 3 Jahre, ist die sexuelle Handlung nicht strafbar. Ein Beispiel: ein 17-Jähriger darf mit seiner 15 Jahre alten Freundin schlafen, jedoch nicht eine 18-Jährige mit ihrem 14-jährigen Freund. Auch die Eltern tragen Verantwortung: Wenn sie von der unerlaubten sexuellen Handlung wissen, machen sie sich strafbar.

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Nicht so toll, das erste Mal

Der erste Sex ist aufregend, aber auch mit Unsicherheiten und möglicherweise etwas Scham behaftet. Das ist normal. Oft braucht es eine Weile bis es klappt mit dem Sex und beiden Freude macht. «Vielleicht bist du am Anfang etwas enttäuscht. Versuche, das nicht besonders tragisch zu nehmen. Wie bei vielen anderen Dingen braucht es auch beim Sex viel Übung», heisst es dazu auf feel-ok.

Tut es weh?

Die Frage, die Mädchen vor dem ersten Mal am meisten beschäftigt, ist, ob der erste Geschlechtsverkehr schmerzhaft ist. Der Scheideneingang ist teilweise von einer kleinen feinen Haut, dem sogenannten Jungfernhäutchen (auch Hymen bzw. Hymenalsaum genannt), «verschlossen». Wobei dieses «Verschlossen» relativ ist, denn das Jungfernhäutchen ist dehnbar, hat eine oder mehrerer kleine Öffnungen und ist bei jedem Mädchen anders. Hat eine junge Frau das erste Mal penetrierenden Sex, dann reisst das Jungfernhäutchen ein. Dies kann etwas schmerzhaft sein und kann zu einer kleinen Blutung führen. Vielleicht ist das Jungfernhäutchen auch schon zu einem früheren Zeitpunkt eingerissen, zum Beispiel bei der Selbstbefriedigung oder beim Einführen eines Tampons.

In Ausnahmefällen kann das Jungfernhäutchen sehr stark sein und beim Geschlechtsverkehr – auch nach mehrmaligen Versuchen – nicht einreissen. Mit einem einfachen kurzen Eingriff kann die Gynäkologin oder der Gynäkologe das Jungfernhäutchen auftrennen. Die Ärztin kann aber auch im umgekehrten Fall weiterhelfen. Denn dem Jungfernhäutchen wird in manchen Kulturen eine sehr hohe Bedeutung beigemessen. Als Beweis, dass eine Frau vor der Ehe noch nie Geschlechtsverkehr hatte, muss sie in der Hochzeitsnacht ein intaktes Jungfernhäutchen respektive eine Blutung vorweisen können. Ist dies nicht möglich, weil das Jungfernhäutchen schon zu einem früheren Zeitpunkt eingerissen ist oder gar nicht vorhanden war, sollte sich die junge Frau auch an eine Beratungsstelle oder Ärztin wenden. Die Hymnenrekonstruktion ist in der Schweiz umstritten. Die Schweizerische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe lehnt sie ab, um «nicht patriarchale, frauenfeindliche Praktiken und Traditionen» zu unterstützen. Zum Schutz jener Frauen, die strengen Religionsgemeinschaften oder Kulturen angehören, deren psychische, manchmal auch physische Gesundheit auf dem Spiel, wenn sie nicht als Jungfrau in die Ehe gehen, werden Hymnenrekonstruktionen aber auch in der Schweiz gemacht.

Autorin und Redaktion: Katharina Rederer
Quellen
  • Bundesamt für Statistik (BfS)

  • feel-ok

  • Lust und Frust, Fachstelle für Sexualpädagogik

  • «Beobachter»