Krankheit Schuppen

Leise rieselt der Schnee – vom Kopf auf die Schultern und den Rückenansatz. Die weissen Punkte auf dem Mantelkragen können für Betroffene sehr irritierend sein.

Studien zeigen, dass über sechzig Prozent der Bevölkerung einen starken Schuppenbefall mit mangelnder Hygiene verbinden. Dies muss jedoch nicht sein. Im Gegenteil: Sichtbare Schuppen sind oft nicht Zeichen einer ungenügenden Hygiene, sondern entstehen in den meisten Fällen aufgrund einer unsachgemässen Pflege der Haare und der Kopfhaut.

Eine normale Erscheinung

Eigentlich sind Schuppen eine ganz normale Erscheinung des Zellkreislaufes: Während die Epidermiszellen altern, wandern sie innerhalb von etwa 28 Tagen an die Oberfläche, verhornen und werden dann langsam abgeschilfert. Ist dieser Kreislauf der Kopfhaut gut eingestellt, sind die winzigen Schuppen nur unter dem Mikroskop sichtbar. Ist die Homöostase der Kopfhaut jedoch gestört, entstehen sichtbare Schuppen. Sie gelten als die häufigste Störung der Kopfhaut und werden oftmals begleitet von Juckreiz, Entzündungen und Spannungsgefühlen.

Mögliche Ursachen

Eine irritierte Kopfhaut kann durch Umwelteinflüsse ausgelöst oder verstärkt werden, aber auch ein Zeichen einer ernsten Hauterkrankung sein. So leiden einige Menschen von klein auf unter einer vermehrten Schuppenbildung – ohne dass sie wissen weshalb. Denn die Ursachen sind noch nicht geklärt: Sicher spielt die erbliche Veranlagung zu erhöhtem Zellwachstum und schnellerer Reifung der Hornzellen eine Rolle. Daneben zeigt die aktuelle Forschung, dass auch umweltbedingte Faktoren wie eine fettreiche Ernährung oder ein erhöhter Kaffeegenuss die Schuppenbildung beeinflussen können. Zu den häufigsten Risikofaktoren für Schuppen gehören Allergien oder hormonelle Veränderungen, wie es in der Pubertät oder der Schwangerschaft der Fall ist. Aber auch ungeeignete Haarpflegeprodukte und strapazierendes Haarstyling sowie eine einseitige Ernährung und der Einsatz bestimmter Medikamente können zu einer vermehrten Schuppenbildung führen.

Diagnose

Visuell können Schuppen in zwei unterschiedliche Gruppen eingeteilt und durch quantitative bioinstrumentale Methoden (Mikroskopie, Squamometrie) ergänzt werden.

1) Kleine und trockene Schuppen rieseln vom Kopf

Trockene Schuppen sind eher klein und gleichmässig verteilt. Sie rieseln leicht vom Kopf und entstehen, wenn die Kopfhaut ausgetrocknet oder zu stark strapaziert wird. So führen beispielsweise grosse Hitze, heisses Waschen, entfettende Shampoos oder zu heisses Föhnen zu einer homöostatischen Verlagerung des Haut-pH-Wertes. Dabei wird die Talgproduktion eingeschränkt und der Hautstoffwechsel sowie die Schuppenbildung beschleunigt. Aufgrund des veränderten Stoffwechsels werden trockene Schuppen häufig auch im Falle von atopischer Dermatitis oder in zunehmendem Alter diagnostiziert.

2) Fettige und grosse Schuppen kleben

Dagegen entstehen die grossen, fettigen Schuppen aufgrund einer Überstimulierung der Talgdrüse. Bei dieser Funktionsstörung wird zu viel Talg produziert, der sich dann in Form von grossen, gelblichen Ablagerungen zwischen den Haaren einfindet. Wenn man diese Schuppen zwischen den Fingern verreibt, bleibt ein leicht fettiger Film zurück.

Verminderte Schutzfunktion der Kopfhaut

In den meisten Fällen entstehen Schuppen als Folge einer Kombination von Umwelteinfluss und Funktionsstörung. Die Kopfhaut, auch wenn in den meisten Fällen durch eine schützende Haarpracht bedeckt, ist den wechselnden klimatischen Faktoren stark ausgesetzt. Der sensible pH-Wert der Kopfhaut muss starke Hitze, Trockenheit oder auch vermehrte Feuchtigkeit erdulden und kann daher früher oder später aus dem natürlichen Gleichgewicht gebracht werden. Dies führt zu einer Verschiebung des pH-Wertes und einer Verminderung der Schutzfunktion der Haut. Dies hat zudem einen Einfluss auf die natürlich vorkommenden Mikroorganismen.

Verschiebung der natürlichen Hautflora

Eine der häufigsten Ursache für Kopfschuppen sind die Hautpilze der Gattung Malassezia. Diese Pilze sind natürlich vorkommende Mikroorganismen der Hautflora und besiedeln die gesunde Kopfhaut. Sie ernähren sich von Fetten aus den Talgdrüsen. Steigt die Talgproduktion, können die Pilze besser gedeihen und vermehren sich daher übermässig; sie werden pathogen. Als Folge davon fallen auch mehr «Abfallprodukte» aus dem Pilzstoffwechsel an. Diese Abbauprodukte haben eine hautreizende Wirkung und führen dazu, dass die Kopfhaut mit vermehrter Zellabschilferung und Zellneubildung reagiert: Schuppen werden gebildet.

Fettige und verklebte Schuppen sind auch für Bakterien ein wertvoller Nährboden. Solch eine Besiedlung führt zuerst nur zu Juckreiz, doch durch Kratzen graben sich die Erreger tiefer in die Kopfhaut, und es kann zu grösseren Infektionen kommen. Die Entzündung lässt die Kopfhaut anschwellen, und die gestörte Nährstoffzufuhr begünstigt zusätzlich weitere Schuppenbildung. Im Extremfall kann dies sogar bis hin zu Haarausfall führen.

a) Pityriasis versicolor

Im Falle von Pityriasis bilden die verantwortlichen fakultativ pathogenen Pilze runde bis ovale hyper- oder hypopigmentierte Flecken auf der Haut. Die erkrankten Stellen sind leicht verdickt, schuppend und können unter Umständen unangenehm jucken.

b) Seborrhoische Dermatitis (Ekzem)

Wird die vermehrte Talgproduktion begleitet durch von einem rötlichen Entzündungsherd, spricht man von einem seborrhoischen Ekzem. Diese Krankheit beginnt meist schon im Säuglingsalter; häufig davon betroffen sind auch Männer im Alter zwischen 15 und 35 Jahren. Doch die genaue Pathogenese ist noch nicht vollständig geklärt. Eine wichtige Rolle spielt bei dieser Erkrankung auf jeden Fall die genetische Prädisposition, doch scheint dieses Kriterium nicht ausschlaggebend zu sein. Es wird geschätzt, dass über 50 Prozent der Bevölkerung eine genetische Disposition in sich tragen, doch keineswegs erkranken alles Betroffenen an seborrhoischer Dermatitis. Der Zustand des vegetativen Nervensystems sowie des Immunsystems scheint bei der Etablierung eine wichtige Rolle zu spielen. So sind zum Beispiel 80 Prozent der HIV-Patienten davon betroffen, und auch bei Morbus Parkinson findet sich gehäuft das pathologische Bild. Nebst Stressfaktoren spielen auch hormonelle Veränderungen eine Rolle: Studien haben gezeigt, dass Androgene in diesem Fall eine Schlüsselfunktion in der erhöhten Talgproduktion spielen.

c) Tinea (Dermatophytose)

Tinea wird durch einen parasitären Fadenpilz verursacht. Haarlose, befallene Hautstellen jucken, sind gerötet und weisen einen dunkleren Randwall auf. Sie breiten sich ringförmig aus und können ganze «Landkarten-Gebilde» darstellen. Auf behaarter Haut auf dem Kopf oder im Gesicht führt die Pilzinfektion zudem dazu, dass die Haare abbrechen und dadurch haararme Bereiche entstehen. Meist sind hier die Entzündungen stärker und können durch Eiter- und Krustenbildung gekennzeichnet sein.

d) Psoriasis (Schuppenflechte)

Bei Psoriasis findet aufgrund einer chronisch-entzündlichen Autoimmunerkrankung eine erhöhte Schuppenbildung statt. Scharf begrenzte, rote und teils juckende Herde der Haut sind mit silberweissen Schuppen bedeckt. Im Falle von Psoriasis konnten Forscher zeigen, dass die erbliche Komponente eine wichtige Rolle spielt und daher diese Erkrankung an die Kinder weitergegeben wird. Hellhäutige Personen, Männer wie Frauen, zwischen dem 15. und 40. Lebensjahr sind am ehesten betroffen.

e) Scabies (Krätze)

Früher wurde die Psoriasis oftmals mit der parasitär verursachten Scabies verwechselt. Scabies (Krätze) wird durch Milben ausgelöst, die sich in die Haut eingraben, vermehren und dabei allergische und ekzematöse Hautreaktionen hervorrufen. Diese unterirdischen Gänge sind als lange, kommaförmige Stellen auf der Haut ersichtlich, an deren Ende jeweils ein charakteristischer schwarzer Punkt zu finden ist. Nach einem Befall entstehen dann Exantheme mit Rötungen, Papeln, Bläschen und Verkrustungen. Doch gerade Scabies ist weniger eine Erkrankung des Kopf- bzw. Haarbereiches und kann daher gut von der Psoriasis abgegrenzt werden.

f) Pediculosis capitis (Läuse)

Läuse, der Schrecken jeder Mutter! Kopfläuse werden durch einen engen Kontakt von Haar zu Haar übertragen, daher sind meist Kinder die Hauptbetroffenen der parasitären, flügellosen Insekten. Das Leitsymptom ist Juckreiz. Doch es können auch Komplikationen wie Ekzeme oder bakterielle Superinfekte entstehen.

Übersicht über die Heilmittel

Zur Vorbeugung und zur Behandlung von Kopfschuppen werden hauptsächlich Shampoos eingesetzt, deren Wirkstoffe sich nach der Erkrankungsursache richten:

  • Antimykotika gegen Pilzinfektionen

  • Antiseborrhoika im Falle übermässiger Talgproduktion

  • Keratolytika zur Verminderung der Hornhautproduktion und der Abschuppung

  • Salicylsäure, um Entzündungen zu hemmen

  • Keratostatika als antiproliferativer Wirkstoff

Auch im Bereich der pflanzlichen Medikation gibt es eine breite Auswahl, die sich gut zur Behandlung gegen einfache, juckende Kopfschuppen eignet:

  • Anti-Schuppen-Kur 1 (trockene Schuppen)

Bei trockenen Schuppen ohne Rötung der Kopfhaut hilft eine Kombination aus Huflattich, Zitronenmelisse und Klettwurzel. Sie ermöglicht eine entzündungshemmende, beruhigende und reizhemmende Kur.

  • Anti-Schuppen-Kur 2 (fettige, grobe Schuppen)

Bei stark anhaftenden Schuppen mit Rötungen und Juckreiz hilft eine Kombination aus Weidenteer, Thymian, Schwefel und Salicylsäure. Diese hilft die Schuppen schonend von der Kopfhaut zu lösen, wirkt antiseptisch und hemmend auf die Überproduktion der Talgdrüsen.

Wichtig: genaue Anamnese

Die endemisch verankerte Meinung, dass Schuppen und Juckreiz mit mangelnder Hygiene verbunden ist, hat zwar hauptsächlich einen geschichtlichen Grund, doch tatsächlich können einige Schuppenerkrankungen auf parasitären Befall hindeuten.

Um die genaue Ursache der Schuppenbildung zu ergründen, ist also ein persönliches Beratungsgespräch unerlässlich. Hier ist die Triagefunktion des Drogisten gefragt!

Die Drogerie bietet fachspezifische Beratung bei einer noch immer tabuisierten Volksproblematik. Sie entscheiden, welche Erkrankung vorliegt und ob der Patient sich besser direkt an den Hautarzt wenden soll oder ein Präparat aus der Drogerie die Symptome lindern und die Ursachen beseitigen kann. Beachten Sie, dass bei einer Leidensdauer von zwei bis vier Wochen besser direkt ein Hautarzt aufgesucht werden sollte. Besonders wenn unter längerer Selbstmedikation keine Besserung eingetreten ist. In seltenen Fällen können Schuppen auch ein Zeichen einer unerkannten Grunderkrankung sein.

Tipps für eine gesunde Kopfhaut

Was tun bei einfachen Schuppen? In den häufigsten Fällen, sind kleine, weisse – also trockene – Schuppen das Problem. In diesem Fall muss unbedingt darauf geachtet werden, dass das natürliche Gleichgewicht der Kopfhaut wieder eingestellt werden kann (siehe Tipps). Fettige Schuppen gelten jedoch als aggressiver und lassen sich nicht immer schnell beheben. Eine Untersuchung durch den Hautarzt ist unerlässlich. Auch wenn starker Juckreiz kombiniert mit Rötung und Schwellung auftritt, muss immer ein Arzt mit einbezogen werden, damit abgeklärt werden kann, ob die Entzündung möglicherweise eine andere Ursache hat. Das Gleiche gilt für einen plötzlichen und regional begrenzten Haarausfall. Er kann ebenfalls ein Indiz für eine Infektion sein.

Gesundes Verhalten

Doch eine Behandlung der Schuppen löst das grundlegende Problem nicht, daher ist eine Umstellung des Verhaltens ein wichtiger Teil der Genesung. Der Patient muss aufgefordert werden, folgende verhaltenstechnische Massnahmen zu beachten:

  • Für genügend Schlaf sorgen.

  • Eine ausgewogene und vielseitige Ernährung pflegen, damit der Vitamin- und Mineralstoffbedarf gedeckt ist. Wichtig für eine gesunde Haut ist das Spurenelement Zink, das in Austern, Haferflocken, Hühnerfleisch, Meeresfischen und Vollkornprodukten vorkommt.

  • Stress und Ängste versuchen abzubauen und sich öfters eine entspannende Freizeit erlauben (heisses Bad, Meditation, autogenes Training, Yoga).

  • Wichtig ist, dass der Umgang mit dem Haar und der Kopfhaut vorsichtig und behutsam erfolgt: Vermeidung von exzessivem Färben, Kämmen etc. Die Kämme und Bürsten immer reinigen, damit sich Bakterien nicht entwickeln können. Dazu gehört auch das regelmässige Waschen von Hüten, Mützen und Stirnbändern.

  • Das richtige Shampoo: Milde und pflegende Substanzen sind das A und O! Harnstoff hilft der Haut, mehr Feuchtigkeit zu binden, rückfettende Pflegestoffe legen einen schützenden Film auf die gereizte Kopfhaut und schützen vor dem weiteren Austrocknen.

  • Vor dem Waschen die Haare gründlich mit Wasser spülen, um Schuppen bestmöglich zu entfernen.

  • Beim Waschen darauf achten, dass die Temperatur nicht zu heiss ist, denn heisses Wasser entzieht der Haut Fett.

  • Darauf achten, dass die Haare gründlich von Shampoo-Resten gereinigt werden, denn Restbestände führen zu Juckreiz und Schuppenbildung.

  • Beim Trocknen der Haare den Föhn nicht zu nahe am Kopf halten und nur mit mässiger Temperatur trocknen (ideal ist Lufttrocknen).

  • Beim Kämmen darauf achten, dass die Kopfhaut nicht verletzt wird (besser weiche Bürsten als spitze Borstenkämme verwenden).

Autorin: Julia Burgener
Redaktion: Lisa Heyl