So viel Schlaf braucht Ihr Baby

Säuglinge brauchen einige Zeit, um nachts ruhig zu schlafen. Das kann für manche Eltern anstrengend sein. Doch es gibt sanfte Hilfe aus der Homöopathie und der Pflanzenheilkunde.

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Wie viel Schlaf braucht mein Kleines? Das fragen sich viele Eltern. Der Schweizer Kinderarzt und Autor Remo H. Largo beschreibt es in seinem Werk «Babyjahre» treffend: «Niemand kann den Schlafbedarf besser feststellen als die Eltern selbst.» Denn diese kennen ihr Kind am besten. Bei den Kleinen ist es nicht anders als bei den Grossen: Manche fühlen sich nach nur sechs Stunden Schlaf fit und erholt. Andere sind bei weniger als acht Stunden tagsüber nicht zu gebrauchen. Ein Neugeborenes schläft zwischen 14 und 18 Stunden pro Tag. Manche nur 12 bis 14, und einige verschlafen 20 von 24 Stunden. In den ersten Lebenswochen steuert eine «innere Uhr» die Schlafperioden. Das Baby ist noch nicht auf den Wechsel von Tag und Nacht angepasst. Hell und dunkel konnte es im Mutterleib noch nicht unterscheiden. Deshalb sind die Schlaf- und Wachzeiten des Neugeborenen unregelmässig über den Tag und die Nacht verteilt.

Rhythmus stellt sich ein

Im Alter von zwei bis drei Monaten entwickelt sich bei Kindern ein Schlaf-wach-Rhythmus. Erst ab dann können Babys nachts sechs Stunden und mehr am Stück schlafen. Eltern können viel dazu beitragen, dass sich ihr Kleines einpendelt. Fachleute empfehlen dafür einen möglichst gleichmässigen Tagesablauf, ausgefüllt mit Mahlzeiten zur selben Zeit, Aktivitäten wie draussen Spazieren gehen, sich Zeit nehmen für eine Babymassage oder anderes. Kinder gewöhnen sich gut an Regelmässigkeiten. So wie zum Beispiel bestimmte Rituale, wenn sie zu Bett gehen: Gemeinsam ein Lied singen oder Mami liest eine Geschichte vor. Sie sollen das Kind auf das Schlafen einstimmen. Kinderärzte des Zentrums für Schlafmedizin am Kinderspital Zürich raten Eltern allerdings davon ab, so lange am Bett zu bleiben, bis das Kind eingeschlafen ist. Der Grund: Wenn sie nachts aufwachen – und das gehört bei Säuglingen und Kleinkindern zum normalen Schlafverhalten – finden sie den Schlaf alleine wieder. Vorausgesetzt, sie haben gelernt, selbstständig einzuschlafen.

Unruhige Nächte

Schlafstörungen sind bei Kindern keine Seltenheit. Laut dem Kinderspital Zürich haben zwischen 15 und 30 Prozent der Kleinen im Vorschulalter Einschlaf- oder Durchschlafstörungen. Diese Phasen gehen meistens wieder vorüber und sind auch nicht krankhaft. Medikamente sind daher bei normal entwickelten und gesunden Kindern nicht angebracht. Dennoch können sanfte Mittel aus der Homöopathie oder der Pflanzenheilkunde hilfreich sein. Yvonne Gilli behandelt in ihrer Praxis in Wil (SG) junge Familien. Sie ist Haus- und Frauenärztin mit Zusatzausbildung in Homöopathie, traditioneller chinesischer Medizin und Geburtshilfe. Übernächtigten Müttern, die ihren Säugling stillen, verschreibt sie gerne Globuli. Sie sagt: «Die stillende Mutter ist mit ihrem Kind so eng verbunden, dass sie für mich eine Einheit bilden.» Die Erfahrung habe gezeigt, dass die Information der homöopathischen Mittel von der Muttermilch in das Kind übergehe. Sie weiss, dass Schlaflosigkeit Mütter zur Verzweiflung bringen kann. Betroffenen rät sie, sich frühzeitig Hilfe zu holen, beim Arzt, bei der Ärztin, der Stillberaterin, der Hebamme oder den kantonalen Mütter- und Väterberatungsstellen.

Pflanzen lindern

Auch Heilpflanzen sind sanfte Helfer für unruhige Kinder. Sandra Preisig, selbstständige Hebamme und Fachfrau für Geburtsvorbereitung aus Teufen (AR) nennt als Beispiel Tüchlein, die mit Frischpflanzentinkturen getränkt sind. «Sauerklee wirkt bei Blähungen und Koliken, Lavendel beruhigt, oder Wiesengeissbart lindert Zahnungsbeschwerden», sagt sie. Die Tüchlein temperiert sie entweder in der Hand oder in einem Glas warmem Wasser und legt sie dem Kind auf den Bauch. Für die innerliche Anwendung habe sie gute Erfahrungen gemacht mit homöopathischen Zäpfchen oder Tropfen. Diese enthalten unter anderem Kamille. Man könne sie Babys ab dem ersten Lebensmonat verabreichen bei Beschwerden wie Weinerlichkeit, Schlaflosigkeit sowie beim Zahnen und bei Blähungen. Sowohl die Pflanzentüchlein als auch die homöopathischen Mittel sind in Drogerien erhältlich. Übermüdeten Eltern gibt Sandra Preisig noch einen Tipp mit auf den Weg: «Bitten Sie Grosseltern, die Paten oder gute Freunde, das Kind über Nacht zu hüten, damit Sie einmal richtig durchschlafen können.»

Autorin und Redaktion: Brigitte Jeckelmann
Quellen
  • Dr. med. Caroline Benz und Prof. Dr. med. Oskar Jenni: «Schlafstörungen bei Kindern: Ein Ratgeber für unruhige Kindernächte», Universitäts-Kinderspital Zürich; Remo H. Largo: «Babyjahre», Piper Verlag 2015