Wickel

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1. Definition

Wickel sind warme oder kalte Tücher, die feucht um einen Körperteil gelegt werden. Man unterscheidet zwischen wärmeentziehenden, wärmestauenden und schweisstreibenden Wickeln. Manche Wickel werden nicht nur mit Wasser, sondern auch mit Zusätzen wie Tinkturen, Lehm, Quark oder pflanzlichen Stoffen angelegt. Als Packungen bezeichnet man grössere Wickel, die den halben oder den ganzen Körper einhüllen.

2. Philosophie

Wickel spielen in der Naturheilkunde eine wichtige Rolle. Sie sind unter anderem Teil der Kneipp-Therapie nach Sebastian Kneipp (1821 – 1897). Wickel bieten gute Möglichkeiten zur allgemeinen Linderung und gezielten Behandlung von Beschwerden. Sie sind einfach in der Anwendung, kostengünstig und nebenwirkungsfrei. Bewährte Hausmittel sind zum Beispiel kalte Wadenwickel zur Fiebersenkung oder warme Halsumschläge gegen Halsschmerzen. Wohltuende Wickel werden übrigens auch zur Prävention von Krankheiten und in der Schönheitspflege eingesetzt.

3. Plausibilität des Konzepts

Wickel und Packungen gehören zu den altbewährten Hausmitteln. Bei akuten Symptomen (Fieber, Schmerzen, Entzündungen) können sie schnell und dauerhaft wirken. Regelmässig angewendet sind auch bei chronischen Leiden (Rheuma, Durchblutungsstörungen, Verdauungsprobleme) gute Erfolge möglich.

4. Belege für die Wirksamkeit

Einerseits ist die Wirkung erfahrungsmedizinisch nachvollziehbar, die Erfolge in der Anwendung sprechen für sich. Andererseits ist das Wirkmodell von Thermo-Reizen streng wissenschaftlich untersucht worden. Eine Studie in Bad Wörishofen (D) untersuchte die Wirkung von milden Kaltreizen auf die Venenfunktion und konnte die Therapie mit kalten Lehmwickeln wissenschaftlich nachweisen. Beobachtet wurde, wie Kälte-Reize die Ausdehnung der Venen beeinflussen. Bei Venenschwäche ist der Durchmesser der Vene vergrössert. Das Blut wird dickflüssiger, Blutplättchen können verklumpen, die Thrombose-Gefahr steigt. Nachdem ein Kälte-Reiz durch einen Lehmwickel auf die schwache Vene gegeben wurde, verringerte sich ihre Ausdehnung messbar. Der Zustand der Venenwand und des Blutes normalisierte sich.

5. Anwendung

So wird der Wickelzusatz vorbereitet und in Wickeltücher eingeschlagen, hier gezeigt am Beispiel eines Kartoffelwickels:

Das Ausgangsmaterial zum Einwickeln. Die meisten Wickel bestehen aus drei Lagen:

  • Feuchtes Innentuch. Seiden- oder Baumwolltücher nehmen Wirksubstanzen hervorragend aufnehmen

  • Trockenes Zwischentuch. Es sollte etwas grösser sein als das Innentuch. Geeignet sind Geschirrtücher aus Baumwolle oder Leinentücher.

  • Wärmendes Aussentuch – je nach abzudeckender Körperpartie benötigt man einen Schal, ein Frotteetuch oder eine Wolldecke

Am besten eignen sich Wickeltücher aus natürlichen Fasern wie Leinen oder Baumwolle. Diese Textilien lassen sich bei hoher Temperatur waschen – ab sechzig Grad werden die meisten Keime abgetötet. Alle Wickelschichten sollten luftdurchlässig sein, damit die Feuchtigkeit verdunsten und der Wärme- oder auch der Kältereiz zustande kommen kann. Mit einer kalt oder warm gefüllten Bettflasche kann die Wirkung des Wickels verstärkt werden. Achtung: Synthetische Stoffe scheiden aus, da sie Wirksubstanzen schlecht aufnehmen. Auf keinen Fall luftdichte Materialien (Plastik, Alufolie) zum Wickeln verwendet werden. Sie verursachen Hitzestau. Übrigens: Praktische Wickelsets (bestehend aus Innen-, Zwischen- und Aussentuch, sowie kleine Rohwollekissen) erhalten Sie fertig in der Drogerie.

Wissenswertes über Wickelzusätze. Wickel werden nicht nur mit Wasser, sondern auch mit Zusätzen wie Lehm, Quark oder pflanzlichen Stoffen angelegt. In der Drogerie sind Wickelzusätze in Form von heilenden Tinkturen, ätherischen Ölen, Salben aus Heilpflanzen oder Pulver (Lehm, pulverisierte Wurzeln) erhältlich.

6. Selbstbehandlung

Gut gewickelt in vier Schritten:

  • Vorbereitung: Nehmen sie sich ein bis zwei Stunden Zeit. Verabreichen Sie die Wickel in einem Technik. Legen Sie die Wickel satt und faltenfrei an. Arbeiten Sie rasch, aber ohne Hektik, damit sich die Person nicht erkältet. Achten Sie auf eine bequeme Lagerung.

  • Einwirkzeit: Die Dauer der verschiedenen Wickel unterscheidet sich je nach Zweck. Sollte es während der Einwirkung zu unangenehmen Redaktionen kommen (Frieren, Hautreizung, Schmerzverstärkung, o.ä.) muss der Wickel weggenommen werden. Beobachten Sie den Zustand der behandelten Person. Während eines Wickels können sich nicht nur verspannte Muskeln, sondern auch aufgestaute Gefühle lösen, so kann es beispielsweise zu Tränen kommen. Vielleicht werden Sie als Gesprächspartner gebraucht.

  • Entfernen des Wickels: Arbeiten Sie rasch, um eine Erkältung zu vermeiden. Cremen Sie die Haut danach mit einem angenehm duftenden Hautöl (Aktiver Link: Ein wohlriechendes Hautöl mit entspannender Wirkung können Sie ganz einfach selbst herstellen: Neben Sie 100ml Maldelöl und vermischen Sie dieses Basisöl mit je zwei Tropfen reiner Rosen- oder Lavendelessenz.) ein.

  • Nachruhen: Nach einem Wickel sollte es sich die behandelte Person gemütlich warm haben und mindestens zwanzig Minuten nachruhen. Dies ist Teil des Gesundungsprozesses. (Bei Kindern sollte darauf geachtet werden, wann sie beginnen unruhig zu werden – dann ist die Nachruhezeit beendet.)

7. Anwender und ihre Ausbildung

Personen, die eine pflegerische, betreuerische oder therapeutische Grundausbildung nachweisen können, haben die Möglichkeit, sich zur Wickelfachfrau oder zum Wickelfachmann weiterzubilden. Diese Weiterbildung befähigt in der Berufspraxis die Wickel anhand des theoretischen Wissens und der praktischen Erfahrung fachgerecht zu planen, auszuführen und zu reflektieren.

8. Behandlung und Ablauf

Wickel können als kalte, temperierte, heisse der hautreizende Umschläge und Kompressen angewendet werden. Anwendungsbereiche, Indikation und Wirkungsweise sind sehr individuell.

9. Grenzen und Risiken

Mittels Wickel können Schlackenstoffe aus der Haut gezogen werden. Auch die Körpertemperatur lässt sich senken oder erhöhen. Wickel können Heilung und Besserung bringen oder einfach das Wohlgefühl steigern. Auch Babies und Kinder profitieren davon. Mehr Wissen über die verschiedenen Arten von Wickeln erhalten Sie in Ihrer Drogerie. Ein Kurs über die Wickeltherapie kann sehr hilfreich sein. Die Wickeltherapie ist eine weitgehend nebenwirkungsfreie Anwendung. Vorsicht ist geboten bei zu heissen feuchten Umschlägen und bei allergischen Reaktionen auf Wickelzusätze.

10. Praktische Tipps

Einfache Rezepte zur Selbstanwendung finden Sie rechts in den «Downloads». Während der Einwirkzeit sollten Sie liegen und Entspannen. Kreislaufprobleme vermeiden Sie, indem Sie direkt vor oder nach dem Wickel nicht Essen, Kaffe trinken oder Rauchen.

11. Zahlt die Krankenkasse?

Viele Krankenkassen leisten einen Beitrag an die Behandlungskosten im Rahmen ihrer Zusatzversicherungen, sofern Therapeuten anerkannt sind. Nähere Informationen erhalten Sie direkt bei Ihrer Krankenkasse.

Autorin und Redaktion: Nadja Mühlemann 

Quelle
  • «Drogistenstern»