Trager-Methode

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1. Definition

Trager ist eine sanfte Methode, die mit Einfühlung und Geschehenlassen ohne Anstrengung durch vertiefte Wahrnehmung zu Entspannung führt. Ein Gefühl von Wohlbefinden und Gelassenheit wirkt sich auf das tägliche Leben aus, erhöht das energetische Potential und führt zu mehr Freiheit und Beweglichkeit der Person.

2. Philosophie

Die Trager-Methode wurde von Dr. Milton Trager entwickelt: Der Erfinder der Trager-Methode (1908 in Chicago geboren) überwand mit Training und Ausdauer sein angeborenes Rückenleiden. Tragers Lehre beruht auf der Basis seiner eigenen Erfahrungen mit Körper- und Bewegungswahrnehmung. Um seine Methode offiziell zu machen, liess er sich zunächst zum Tänzer und Physiotherapeuten ausbilden und holte später – mit vierzig Jahren – ein Medizinstudium nach. Von seiner Universität erhielt er eine Forschungsstation, um seine Philosophie weiterzuentwickeln. Er arbeitete mit neuromuskulär geschädigten Patienten und eröffnete in Hawaii eine Praxis, wo er die Trager-Methode während zwanzig Jahren verfeinerte. 1974 stellte Trager seine Philosophie in Esalen (einem Zentrum für alternative Heilmethoden in den USA) vor und gründete ein eigenes Institut. Bis zu seinem Tod 1997 bildete Milton Trager Praktikerinnen und Praktiker in seiner Methode aus. Die Trager-Methode wird international praktiziert. Diese fünf Prinzipien leiten die therapeutische Arbeit:

  • Fragen statt Wissen. Die Frage «Was könnte sanfter, leichter und weicher sein?» leitet den Trager-Praktiker im Arbeiten mit dem Kunden.

  • «Hook up» ermöglicht spielerische Leichtigkeit in der Bewegung. Fühlen des Körpergewichts führt zu vertiefter Wahrnehmung des momentanen Seins.

  • Sanfte Berührungen lassen eigene, neue Körperwahrnehmung und Gefühle entstehen, alte Gewohnheiten und Verspannungen können losgelassen werden.

  • «Reflex Respons» stimulieren Muskelgruppen mit Refleximpulsen.

  • «Mentastics» sind heilsame Bewegungen, entwickelt vom Kunden unter Anleitung des Praktikers. Recall bedeutet bewusstes Abrufen der Körperempfindungen und Wahrnehmung der neuen Beweglichkeit vertieft den erzielten Zustand.

3. Plausibilität des Konzepts

Die Kombination von passiver Bewegung (Tischarbeit) und aktiven Bewegungsabläufen (Mentastics) lässt sich gut in den Alltag integrieren. Der Kunde lernt seine Genesung selbst in die Hand zu nehmen. Die Trager-Therapie basiert (wie die ihr ähnliche Alexander-Technik und die Feldenkrais-Methode auf der Überzeugung, dass der Mensch ein Organismus ist, in dem alle geistigen, seelischen und körperlichen Prozesse untrennbar miteinander verbunden sind. Diese Annahmen erfahren durch neuere neurobiologische Forschungsergebnisse wie die von Antonio R. Damasio und von Gerhard Roth Unterstützung.

4. Belege für die Wirksamkeit

Laut einer kontrollierten Pilotstudie der University of Southern California ist die Trager-Methode zur Behandlung von chronischen Kopfschmerzen geeignet. Die Forschergruppe um Kimberly A. Foster konnte nachweisen, dass sowohl die Kopfwehhäufigkeit als auch die Medikamenteneinname reduziert werden konnten. Offenbar hat Trager das Potenzial, Krankheiten mit Spannungszuständen durch Selbstwahrnehmung und Lockerung zu mindern. Eine weitere kontrollierte Studie des Montreal Neurological Institut and McGill Centre for Studies in Aging der McGill University beschäftigte sich mit der Wirksamkeit von Trager in der Behandlung von Parkinson-Patienten. Die Forschergruppe um Christian Duval belegte: Bis zu elf Minuten nach der Trager-Sitzung reduzierten sich Muskelsteifheit und Ruhezittern signifikant. Offenbar ist es zudem möglich, die typischen Parkinson-Symptome durch Trager-Therapie nachhaltig zu mindern.

5. Anwendung

Trager fördert laut dem Trager Verband Schweiz (TVS) die Beweglichkeit, Koordination und das Gleichgewicht des Körpers. Sie dient der Prävention gegen Haltungsschäden, Gelenkbeschwerden und Stress. Ausserdem soll sie den Stoffwechsel anregen und das Immunsystem regulieren, Schmerzen und Verletzungen des Muskel- und Skelettsystems (Rehabilitation nach Unfällen, Operationen, Haltungsschäden) lindern, Neuromuskuläre Erkrankungen (Parkinson, Myasthenie) minimieren sowie Stresserkrankungen (Spannungskopfschmerz, Rückenschmerzen, Verdauungsprobleme, Schlafstörungen, Erschöpfung) günstig beeinflussen.

6. Selbstbehandlung

Mentastics (der aktive Teil der Trager Methode) unterstützt die Selbstverantwortung. In der Trager-Sitzung werden Übungen erlernt, die es gilt, selbstständig auszubauen. Diese Übungen sind ein zentraler Teil der Methode und sehr gut zur Selbstbehandlung geeignet. Mentastics setzt sich aus den englischen Begriffen mental und gymnastics zusammen und bedeutet: bewusst ausgeführte Bewegungsabläufe. Die Bezeichnung Mentastics ist markenrechtlich geschützt.

7. Anwender und ihre Ausbildung

Trager-Anwender nennen sich nicht Therapeuten, sondern Praktiker. In der Schweiz gibt es 110 Trager-Praktiker, die sich im Trager Verband Schweiz organisieren. Die Ausbildung der Praktikerinnen und Praktiker erfolgt in drei Trainingseinheiten (Level 1 bis 3) und dauert im Schnitt zwei Jahre. In der Schweiz erfolgt sie im einzigen Ausbildungszentrum in Einsiedeln. Die Ausbildung ist standardisiert und wird in über zwanzig Ländern angeboten.

8. Behandlung und Ablauf

Vor Therapiebeginn findet immer ein unverbindliches Einführungsgespräch statt. Zehn bis fünfzehn Sitzungen sind für eine Therapieeinheit empfohlen. Eine Einzelsitzung dauert zwischen einer und anderthalb Stunden. Weder Öle noch Lotionen kommen zur Anwendung. Die Sitzung beginnt und endet mit einer Wahrnehmungsübung, damit der Kunde Spannung- und Entspannungszustand vergleichen kann.

Passive Bewegung
Während der «Tischarbeit» ist der Kunde bekleidet oder teilbekleidet. Er liegt in behaglicher Umgebung auf einem Massagetisch, falls nötig unter einer wärmenden Decke. Der Praktiker berührt den Körper des Kunden mit sanften, rhythmischen Bewegungen. Diese werden so ausgeführt, dass sie weder als aufdringlich noch als belästigend empfunden werden können. Der Praktiker arbeitet in einem entspannten, fast meditativen Zustand. Dr. Trager nennt das hook up (ausgesprochen: huuk ap) – es ist englisch und heisst wörtlich: einhaken. Im Trager hat es die Bedeutung von: verbinden, zusammenbringen.

Aktive Bewegung
Während der Sitzung wird das Gefühl von Leichtigkeit und besserer Beweglichkeit geweckt. Um dieses weiter zu spüren und zu vertiefen, erhält der Kunde Tipps für leichte Bewegungen. Diese Mentastics-Übungen sollen im Alltag die Erinnerung an den angenehmen Zustand zurückzurufen. Mit jeder Erinnerung werden kleine Fortschritte erzielt. Trager-Praktiker glauben, dass sich durch die kontinuierliche Anwendung positive Veränderungen im Unterbewusstsein verankern. Körperliche und mentale Muster, die sich durch Stress, schlechte Haltung, Verletzungen oder emotionale Traumata festgesetzt haben, sollen sich dadurch dauerhaft lösen.

9. Grenzen und Risiken

Nicht geeignet ist die Trager-Methode nach frischen Verletzungen (Muskel-, Bänder-, Sehnenrisse oder Frakturen innerhalb der letzten drei Monate), Thrombosen, Venenerkrankungen, metastasierendem Krebs und Nervenreizungen infolge von Bandscheibenvorfällen. Einige Bewegungen sollten während der Schwangerschaft nicht ausgeführt werden. Trager ist ungeeignet für Menschen, die keine Selbstverantwortung für den Heilungsprozess übernehmen wollen. Für den Therapieerfolg ist es wichtig, dass der Patient die Therapie mit selbstständig ausgeführten Übungen unterstützt. Im Krankheitsfall ersetzt Trager keinen Arztbesuch.

10. Praktische Tipps

Pendel: Stehen Sie locker hüftbreit, die Knie leicht gebeugt. Der Rücken ist gerade. Verteilen Sie das Gewicht gleichmässig. Versuchen Sie einen Moment lang zu spüren, an welchen Stellen Ihre Füsse den Boden berühren. Pendeln Sie danach mit dem Oberkörper einige Male behutsam hin und her wie eine Pendeluhr. Gehen Sie danach in die Ausgangsstellung zurück und spüren Sie nach, ob sich im Empfinden etwas verändert hat.

Sandläufer: Stellen Sie sich vor, Sie würden auf Sand gehen. Versuchen Sie den Fuss bei jedem Schritt möglichst rund abzurollen.

Seerose: Stellen Sie sich vor, Ihr Körper steht im Wasser. Der Kopf ist über der Wasseroberfläche und wiegt sanft in den Wellen. Versuchen Sie die Wellen nachzuahmen.

11. Zahlt die Krankenkasse?

Viele Krankenkassen leisten einen Beitrag an die Behandlungskosten imRahmen ihrer Zusatzversicherungen, sofern Therapeuten anerkannt sind.Nähere Informationen erhalten Sie direkt bei Ihrer Krankenkasse.

Autorin und Redaktion: Nadja Mühlemann
Quellen
  • Trager Verband Schweiz, TVS