Die Wechseljahre

Unter den Wechseljahrbeschwerden (Klimakterium) sind Hitzewallungen und Schweissausbrüche die bekanntesten Symptome. 70 bis 85 Prozent aller Frauen sind betroffen, meistens nachts. Viele verspüren ein plötzliches Wärmegefühl in der Brust, dann schiesst ihnen die Röte ins Gesicht, häufig verbunden mit einem Schweissausbruch, Beklemmungsgefühlen oder Herzrasen. So unangenehm Wallungen sind, so ungefährlich sind sie. Weitere typische Klimakteriumsbeschwerden können Gewichtszunahme, Scheidentrockenheit, eine leichte Harninkontinenz, beginnende Osteoporose, aber auch Gefühlsschwankungen, Schlafstörungen sowie Störungen im sexuellen Lustempfinden sein.

Ursachen und Hintergründe von Wechseljahrbeschwerden

Wechseljahrbeschwerden sind auf ein Nachlassen der Östrogen-Produktion zurückzuführen. Das weibliche Hormon wird in den Eierstöcken und Nebennieren gebildet und steuert die Sexualität und die Fruchtbarkeit. Etwa 25 Jahre bleibt der Östrogenspiegel konstant, danach nimmt er kontinuierlich ab. Zudem geht auch die Produktion des Gelbkörperhormons Progesteron zurück. Der Rückgang beider Hormone führt zum Einsetzen der Wechseljahre.

Die Wechseljahre laufen in drei Phasen ab:

Prämenopause

Im Normalfall setzt zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr die Prämenopause ein, also die Phase vor dem Aussetzen der Monatsblutung. In dieser Phase reduzieren die Eierstöcke ihre Aktivität, die Zyklen werden unregelmässig.

Menopause

Unter dem Begriff Menopause versteht man den Zeitpunkt der endgültig letzten Regelblutung. Erst wenn ein Jahr lang keine Menstruation mehr aufgetreten ist, gilt die Menopause als definitiv. Im Durchschnitt tritt diese um das 51. bis 54. Lebensjahr auf.

Postmenopause

Die Postmenopause beginnt zwölf Monate nach der Menopause und definiert die Phase nach der letzten Regelblutung. Zu diesem Zeitpunkt ist der Körper meist gut auf die neue hormonelle Situation eingestellt, und die akuten Wechseljahrbeschwerden haben sich gelegt.

Hitzewallungen

Man weiss, dass Hitzewallungen mit dem sinkenden Östrogenspiegel und dem steigenden Spiegel des follikelstimulierenden Hormons (FSH) zusammenhängen. Unklar bleibt jedoch, warum die massiven Schwankungen im Hormonhaushalt zu Unregelmässigkeiten in der Temperaturregulierung führen. Bekannt ist, dass psychische Faktoren wie Stress und Ängste die Intensität und Dauer der Wallungen negativ beeinflussen können.

Ob und wie stark eine Frau Wallungen hat, hängt von der individuellen Konstitution, der familiären Situation, der Lebensgeschichte jeder einzelnen Frau sowie deren sozioökonomischem Hintergrund ab. Als weitere Auslöser der Hitzeattacken gelten Kaffee, Alkohol (vor allem Rotwein), Nikotin und scharf gewürztes Essen.

Scheidentrockenheit

Aufgrund des sinkenden Östrogenspiegels werden die Schleimhäute trocken und dadurch anfällig für Bakterien- und Pilzbefall. Aus diesem Grund treten Scheidenpilze in den Wechseljahren vermehrt auf. Zu den häufigsten Beschwerdebildern gehören die Vaginose (bakterielles Ungleichgewicht der Scheidenflora ohne Entzündung), die Scheidenentzündung (Vaginitis), die Entzündung der Schamlippen (Vulvitis) sowie der Befall der Schleimhaut mit Hefepilzen (Candida albicans). Die Symptome sind verschieden stark ausgeprägt und reichen von Jucken und Brennen bis hin zu grauweissen Belägen auf der Schleimhaut.

Die primäre Osteoporose

Typ I ist die häufigste Osteoporoseform und bei Frauen zwischen 50 und 70 Jahren vermehrt zu finden. Auch hier ist das Absinken des Pegels des weiblichen Geschlechtshormons die Hauptursache. Osteoporose bedeutet wörtlich «poröser Knochen». Der Volksmund spricht von Knochenschwund und bezeichnet treffend, was bei der Osteoporose geschieht: Es wird mehr Knochengewebe ab- als aufgebaut.

Harninkontinenz

Häufig leiden Frauen während des Klimakteriums an der Drangsymptomatik, die sich bis zur Dranginkontinenz steigern kann. Dabei verspüren sie einen stärkeren Harndrang, den sie schlecht kontrollieren können, weil Haut und Schleimhäute der Blase, Harnröhre, der Scheide und des Scheidenvorhofes infolge Östrogenmangel dünner geworden sind.

Das können Sie selber tun

Bei gleichzeitigem Auftreten von mehreren Wechseljahrbeschwerden
  • Phytoöstrogene, die zur Gruppe der sekundären Pflanzenstoffe gehören, können Linderung verschaffen. Viele Phyto- oder Pflanzenhormone weisen Rotklee, Traubensilberkerze sowie Soja auf. Doch die Wirkung dieser Phytohormone ist umstritten, da ihre Langzeitwirkung noch zu wenig bekannt ist.

  • Spagyrische Essenzen mit Kava-Kava (stimmungsaufhellend), Hopfen (beruhigend, ausgleichend), Salbei (gegen Wallungen) und Traubensilberkerze (hormonausgleichend) sind bei Frauen in der Abänderung beliebt.

  • Schüssler-Salze: Das «Wechseljahrtrio» Nr. 4 (Kalium chloratum), Nr. 5 (Kalium phosphoricum) und Nr. 7 (Magnesium phosphoricum) hat sich gegen die häufigsten Begleiterscheinungen bewährt.

  • Homöopathie: Cimicifuga (Traubensilberkerze), Lachesis (Schlangengift), Sepia (Tintenfisch), Sulfur (Schwefel) oder Aristolochia (Osterluzei). Lilium tigrinum, Pulsatilla, Belladonna, Sarsaparilla oder Acidum sulfuricum.

  • Frauen, die mit sanften Heilmitteln nicht weiterkommen, die sich in einer belasteten Lebensphase befinden und unter starken Beschwerden wie Schlaflosigkeit und Depressionen leiden, sollten mit ihrem Arzt, ihrer Ärztin die Vor- und Nachteile einer Hormonersatztherapie diskutieren. Diese wird seit Jahren kontrovers diskutiert und steht im Verdacht, bei manchen Frauen und langfristiger Anwendung die Entstehung von Brustkrebs, Thrombosen und Herzinfarkt zu begünstigen.

Bei Hitzewallungen und Schweissausbrüchen
  • Gegen Wallungen wirkt Nachtkerzenöl oder australische Buschblütenpräparate.

  • Bei übermässigem Schwitzen kann eine Salbeitee-Kur helfen. Die Bitterstoffe des Salbeis regulieren die Schweissabsonderung. Trinken Sie während mehrerer Tage ein bis zwei Tassen lauwarmen Salbeitee. Wer stark schwitzt, muss generell auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten. Wasser, Pfefferminz-, Melissen- oder Eisenkrauttee ist zu empfehlen. Verzichten Sie hingegen möglichst auf Alkohol, Kaffee, scharfe Gewürze und eiskalte Getränke.

  • Ein altes Hausrezept sind Säure-Basen-Bäder, welche die Überproduktion von Schweiss drosseln sollen. Kneippsche Anwendungen wie Armbäder bringen schnell Kühlung und wirken nachhaltig erfrischend.

  • Als Alternative zu den herkömmlichen Deosprays kann Körperpuder verwendet werden. Dieser saugt den Schweiss auf wie ein Schwamm und wirkt angenehm kühl.

  • Hand- und Fussschweiss können Sie mit Cremen und Bädern bekämpfen. Legen Sie geruchsbindende Frischhaltesohlen in die Schuhe. Laufen Sie im Sommer barfuss.

  • An synthetischen Fasern bleiben unangenehme Geruchsstoffe besonders gut haften. Tragen Sie deshalb Kleider, Unterwäsche und Socken aus natürlichen Materialien wie Baumwolle, Leinen oder Seide und wechseln Sie diese regelmässig.

  • Sporttreiben hilft gegen Schweissausbrüche: Je mehr Schweiss gezielt durch körperliche Aktivität über die Drüsen ausgeschieden wird, desto weniger entwickelt er sich in unerwünschten Situationen. Regelmässiges Ausdauertraining und Entspannungstechniken wie Yoga, Tai-Chi, Pilates helfen, das vegetative Nervensystem positiv zu beeinflussen und Stress abzubauen. Sport verbessert insgesamt die Lebensqualität – auch in den Wechseljahren.

Trockene Scheide
  • Liegen keine Beschwerden vor, reicht für die tägliche Reinigung des Intimbereichs lauwarmes Wasser. Wer will, kann eine spezielle pH-neutrale Intimwaschlotion verwenden.

  • Wenn die Trockenheit störend ist, empfiehlt sich eine Kur mit einem Milchsäure-Gel, das aufbauend und immunstärkend wirkt. Die Schutzfunktion der Scheide kann auch mit Vaginalgels oder Waschemulsionen mit Phytosoja wiederhergestellt werden. Auch das Schüssler-Salz Nr.8 (Natrium chloratum) oder spezielle Schleimhauttropfen könnten zu diesem Zweck eingesetzt werden.

  • Bei leichtem Brennen und Jucken haben sich phytotherapeutische (Bienenkittharz) oder homöopathische Mittel (Rhus toxicodendron) bewährt. Auf Intimsprays, Feuchttücher und parfümierte Slipeinlagen sollte verzichtet werden.

  • Bei starken Beschwerden und Ausfluss kann es sich um eine Pilzinfektion handeln. Gehen Sie zum Arzt. Denken Sie daran, dass bei einer Pilzinfektion der Partner immer mitbehandelt werden muss. Als Mitverursacher von Vaginalpilz-Infektionen steht übrigens Zucker in Verdacht. Er stellt die Nahrungsgrundlage für Hefepilze dar und schafft damit ein günstiges Milieu für Pilzerkrankungen. Wer eine Pilzinfektion hat, sollte den Zuckerkonsum einzuschränken.

Harninkontinenz
  • Um den Aufbau der Schleimhäute zu verbessern, kann die Einnahme von Leinöl sinnvoll sein.

  • Zäpfchen mit Granatapfelextrakt, dem eine östrogenähnliche Wirkung zugeschrieben wird, helfen, die dünne Schleimhaut der Harnröhre wieder aufzubauen.

  • In der Phytotherapie helfen Extrakte von Preiselbeeren, der Sägepalme oder Kürbiskerne.

  • Wichtig für die Schleimhäute ist, dass Frauen gerade auch während der Menopause genügend trinken.

Wechseljahrbeschwerden vorbeugen

  • Wechseljahren kann man nicht «entkommen», sie sind ein Teil des Lebens. Der Austausch mit anderen Frauen über den neuen Lebensabschnitt sowie eine positive Einstellung zu natürlichen Veränderungsprozessen ist sicher hilfreich. Wer sein soziales Netz pflegt, etwas Sport treibt und auf eine gute, ausgewogene Ernährung achtet, ist für die Wechseljahre gut gerüstet. Gerade in den Wechseljahren ist eine gesunde Ernährung sehr wichtig, damit der Vitamin- und Mineralstoffhaushalt im Gleichgewicht bleibt.

  • Beckenbodenübungen beugen Harninkontinenz vor. Der Beckenboden ist eine Muskelplatte zwischen Schambein, Steissbein und den Sitzbeinhöckern und hat zwei Aufgaben. Er muss Blase, Gebärmutter und Darm stützen und die Öffnungen von Harnröhre, Scheide und Darm verschliessen. Wie jede andere Muskulatur kann die Beckenbodenmuskulatur durch gezielte Übungen trainiert werden. Korrektes und regelmässiges Üben ist wichtig, weshalb sich der Besuch eines Beckenboden-Kurses bei einer Physiotherapeutin oder einer anderen Körpertherapiefachfrau lohnt.

  • Osteoporose vorbeugen: Kalziumreiche Ernährung ist eine gute Prophylaxe. Kalzium muss der Körper aus der Nahrung aufnehmen. Besonders kalziumreich sind Milchprodukte sowie grüne Gemüsesorten, Vollkornprodukte und Kartoffeln sowie mit Kalzium angereichertes Mineralwasser. Vitamin D unterstützt den Körper, Kalzium aufzunehmen und den Knochen aufzubauen. Vitamin-D- und Kalziummangel lassen sich auch über spezielle Präparate ausgleichen. Lassen Sie sich in der Drogerie beraten. Meiden Sie Alkohol, Nikotin und Koffein.

  • Ausserdem ist Bewegung unverzichtbar für starke Knochen. Muskeln und Sehnen üben auf die Knochen einen Reiz aus, der sie zum Wachstum anregt und stabilisiert. Geeignet sind Trainingsformen, die den gesamten Körper fordern, zum Beispiel Bergwandern und Walking.

Guter Rat aus der Drogerie

Drogist Andres Clerici: «Beim Thema Wechseljahre versuche ich immer herauszufinden, auf welche Therapieform die Kundin schon früher gut angesprochen hat. Seien dies Homöopathie, Pflanzenheilmittel, Spagyrik, Schüssler-Salze oder Kombinationen davon. So ist ein Therapieerfolg bereits vorgespurt. Als erste Kombination, da in der Regel die Symptome sehr vielfältig sind, empfehle ich, ein hochdosiertes Traubensilberkerzenpräparat gegen das Schwitzen zusammen mit Salbeitropfen einzunehmen. Oder: je nach Priorität kombiniert mit Johanniskraut als Stimmungsaufheller.»

Autorinnen: Katharina Rederer und Julia Burgener
Redaktion: Katharina Rederer