So wirkt Elektrosmog

Elektromagnetische Felder und Strahlungen können biologische Prozesse im Körper beeinflussen. So etwa die Hirnaktivität während des Schlafs. Ob dies die Gesundheit schädigt, ist aber unklar.

Vor dem Einschlafen noch etwas fernsehen oder gamen, mit Musik im Ohr einschlafen, das Babyphone auf dem Nachttisch positionieren und sich durchs Smartphone wecken lassen. In vielen Schlafzimmern ist eine stattliche Zahl an Elektronik zu finden. Stört, was da funkt, strahlt, piepst und im Standby allzeit bereit ist den Schlaf?

Elektrosmog

Alles was Elektrizität produziert, transportiert oder mit ihr funktioniert, sendet Strahlen aus. Sobald ein Haushaltsgerät eingesteckt ist, steht es unter Spannung und strahlt ein elektrisches Feld aus. Wird es eingeschaltet, so dass Strom fliesst, erzeugt es zusätzlich ein magnetisches Feld. Alle elektromagnetischen Felder (das heisst die elektrischen und die magnetischen Felder) zusammengenommen nennt man Elektrosmog. Um den Elektrosmog von Radioaktivität zu unterscheiden, nennt man ihn auch nichtionisierende Strahlung.

Schadet es der Gesundheit?

Auf die Frage, ob elektromagnetische Felder und Strahlungen die Gesundheit beeinträchtigen, gibt es trotz reger Forschertätigkeit keine einfachen Antworten. 2011 wurde das Nationale Forschungsprogramm «Nichtionisierende Strahlung – Umwelt und Gesundheit» (NFP 57) nach dreijähriger Arbeit abgeschlossen. Das Programm, das unter der Leitung der Professoren Alexander A. Borbély und André G. Kléber stand und elf Teilprojekte umfasst, kommt zu einem wichtigen Schluss: Nichtionisierende Strahlung wirkt sich nachweislich auf biologische Prozesse in Zellen und Organen aus.

Obschon die Energie der fraglichen Wellen vergleichsweise tief ist, haben Forschende durch Zellkultur-Experimente feststellen können, dass sich durch Strahleneinwirkung Strangbrüche im Erbgut geringfügig häufen. Dies allerdings, ohne dass die DNA direkt geschädigt würde. Was dies aber genau bedeutet, ist heute noch unklar.

Als Fazit lässt sich sagen: Insgesamt hat die Forschung des NFP 57 keine alarmierenden neuen Tatbestände zu möglichen Gefahren der Mobiltelefonbenutzung und anderer Strahlenexposition zu Tage gefördert.

Veränderte Hirnaktivität im Schlaf

Dennoch ist Folgendes zu beachten: Das Team um Peter Achermann vom Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Universität Zürich hat im Rahmen des NFP 57 festgestellt, dass sich die Hirnstromwellen im Schlaf ändern, wenn die Probanden vor dem Einschlafen eine halbe Stunde lang mit dem Handy telefonieren.

Die beobachtete veränderte Hirnaktivität, wirkt sich jedoch weder auf die Struktur noch auf die Dauer der verschiedenen Schlafphasen aus. Dies gilt auch für Personen, die sich selbst als «elektrosensibel» bezeichnen. Auch die Schlafqualität scheint mit oder ohne vorgängige elektromagnetische Bestrahlung unverändert. Hier kommen allerdings amerikanische Schlafforscher zu anderen Resultaten.

Da das Mobiltelefon die weitaus wichtigste Quelle elektromagnetischer Felder im Alltag ist, lohnt es sich, die Handymodelle zu vergleichen. Die Strahlen-Exposition ist nicht für alle Modelle gleich hoch. Wer zudem mit dem Headset telefoniert, kann die Exposition durch Strahlen auf das Gehirn um das Zehnfache senken.

Ausnahme Föten

Die Studie NFP57 gibt Entwarnung, was die gesundheitlichen Risiken durch nichtionisierte Strahlung angeht. Mit einer Ausnahme. So halten die Forscher fest: «Bisher wurde der erhöhten Schutzbedürftigkeit von Föten im Mutterleib zu wenig Beachtung geschenkt.» Die Forscher Nicolas Chavannes und seine Kollegen von der IT'IS Stiftung (Foundation for Research on Information Technologies in Society) simulierten, wie viel elektromagnetische Strahlung Ungeborene im 3., 7. und 9. Monat der Schwangerschaft im Alltag erreicht. Dabei hat das Team festgestellt, dass insbesondere Induktionskochherde für Schwangere beziehungsweise für ihre Föten problematisch sind. Die Exposition ungeborener Kinder durch die Strahlenbelastung von Induktionskochherden liegen über dem erlaubten Grenzwert.

Risikowahrnehmung

Schliesslich erforschten Sozialwissenschaftler die Risikowahrnehmung bezüglich nichtionisierender Strahlungen. Resultat: Die Besorgnis der Bevölkerung hängt unter anderem davon ab, wie die Risiken bewertet werden und wie hoch das technische Verständnis ist. Je weiter entfernt eine Mobilfunkantenne steht, umso stärker strahlt ein Mobiltelefon, wenn es versucht, eine Verbindung herzustellen. Menschen, die dies wissen, akzeptieren logischerweise Mobilfunkantennen in ihrer unmittelbaren Umgebung eher als Menschen, die diesen Sachverhalt nicht kennen.

Unbehagen bei den Behörden

Noch ist also nicht klar, ob die nachgewiesenen Effekte im Gehirn und in den Zellen für die menschliche Gesundheit von Bedeutung sind. Weitere Forschungsanstrengungen sind daher nötig, halten die Forscher fest. Das Bundesamt für Gesundheit und das Bundesamt für Umwelt nehmen die Resultate des Nationalen Forschungsprogramms ernst. Eine Lockerung der heutigen, vorsorglichen gesetzlichen Grenzwerte komme deshalb nicht in Frage. Grund für das Unbehagen der Behörden ist, dass die Studien im Labor biologische Wirkungen festgestellt haben, die es nach etabliertem Verständnis «eigentlich nicht geben dürfte».

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Autorin und Redaktion: Katharina Rederer
Quellen