Der Mond wirkt auf uns – von innen

Sie wälzen sich stundenlang hin und her, sind eigentlich todmüde, können aber einfach nicht einschlafen? Vielleicht ist Vollmond und Ihre innere Monduhr spielt verrückt.

Viele Menschen glauben, dass der Mond ihr Leben direkt beeinflusst. Bei Vollmond schlafen sie beispielsweise schlecht. Eine Gruppe von Chronobiologen um den Forscher Christian Cajochen der Universität Basel und der Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel ist dieser Frage im Jahr 2013 nachgegangen. Ihr Ergebnis: Es gibt einen Zusammenhang zwischen Mond und Schlaf.

Vollmond verkürzt die Schlafdauer

Eigentlich hatten die Forscher herausfinden wollen, inwieweit die menschliche innere Uhr den Schlaf-wach-Rhythmus beeinflusst. Nachdem diese Studie abgeschlossen war, kamen sie auf die Idee, ihre Daten erneut zu untersuchen. Diesmal fragten sie: Haben unsere Testpersonen in Vollmondnächten anders geschlafen als bei Leermond? Vor ihnen hat das noch kein Wissenschaftler auf diese Art und Weise getan. Die Basler werteten die Daten erneut aus und die Resultate lassen in der Tat aufhorchen. Die 33 Testpersonen brauchten in Vollmondnächten 5 Minuten länger, bis sie eingeschlafen waren. Sie schliefen 20 Minuten weniger lang. Und sie hatten 30 Prozent weniger Tiefschlafphasen als in Leermondnächten.

Klar, mögen Sie denken. Wer daran glaubt, schläft gewiss schlechter bei Vollmond. Nur: Weder die Testpersonen noch die Forscher wussten zum Zeitpunkt der Untersuchung, dass der Vollmond irgendeine Rolle spielt.

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Wie nimmt der Mond Einfluss?

Um zu erhärten, dass gewisse Menschen tatsächlich bei Vollmond schlechter schlafen, bräuchte es jetzt weitere Studien, sagt Chronobiologin Dr. Silvia Frey, die an der Basler Studie beteiligt war: «Es wäre nötig, eine ganze Mondphase als Basis zu haben. Ein aufwendiger Versuch.»

Wenn es sich zeigen sollte, dass tatsächlich etwas dran ist, lautet die zentrale Frage: Warum schlafen Menschen bei Vollmond schlechter? Frey: «Es weist alles darauf hin, dass wir eine Art innere Monduhr haben. Also etwas Ähnliches wie die innere Uhr, sie steuert einfach statt 24 Stunden rund 29 Tage.» Anders gesagt: Der Mond wirkt nicht von aussen auf uns ein, sondern von innen. Eben wie bei der, bereits wissenschaftlich nachgewiesenen, inneren Uhr. Die innere Uhr, auch biologische Uhr oder Zirkadian-Uhr genannt, kontrolliert viele Prozesse wie Schlaf, Körpertemperatur, Blutdruck, Hormonausschüttung oder Verdauung. Das passiert ganz unabhängig davon, wo sich der Mensch befindet. In einem lichtdichten, schallisolierten Bunker läuft das genetische Programm der inneren Uhr genauso ab wie auf einer hellen Waldlichtung, am Nordpol oder im südamerikanischen Dschungel. Der Mensch wird nach einer bestimmten Zeit müde, er bekommt Hunger, sein Magen verdaut usw. Bei der Monduhr wäre das Prinzip genau dasselbe.

Trotz Vollmond gut schlafen?

Wenn es tatsächlich so ist, dass gewisse Menschen bei Vollmond schlechter schlafen, weil ihre innere Monduhr ihnen das quasi vorschreibt – was kann diese Person denn tun, um besser zu schlafen? Chronobiologin Frey: «Gar nichts. Denn es wäre dann genetisch so vorgesehen. Das Einzige, was jemand, der mondfühlig ist, tun kann, ist dafür zu sorgen, dass er nicht schon ein Schlafmanko hat, wenn Vollmond ist.»

Autorin und Redaktion: Bettina Epper
Quelle
  • Drogistenstern

  • Universität Basel

  • Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel