Wir sehen mit dem Hirn

Sehen ist mehr als ein starrer physikalischer Vorgang, bei dem bloss Bilder scharf auf der Netzhaut abgebildet werden. Es ist ein dynamisches Geschehen. Das sagen hat das Gehirn.

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Visualtrainer Raymond E. Wälti: «Wir sehen nicht mit den Augen, sondern mit dem Hirn.»

Ein Wunderwerk

Ein Sportler ist sich bewusst, dass seine Kondition, Kraft und sein Equipment eine Rolle spielen, wenn er Erfolg haben will. Er ist sich auch bewusst, dass sein Gehirn seine Bewegungen steuert und dass er seine Leistung durch Training optimieren kann. «Aber er ist sich oft nicht bewusst, dass alle seine Bewegungen visuell, also über die Augen, gesteuert sind.» Das heisst, die Augen melden dem Gehirn bei einer Ballsportart in jedem Moment, wo sich der Ball gerade befindet, wie und wohin er sich bewegt. Das Gehirn muss also in der Lage sein, durch die Augen gemeldete Veränderungen im Raum einzuordnen, blitzschnell und präzise Geschwindigkeit und Distanz wahrzunehmen, um dann richtig darauf zu reagieren beziehungsweise dem Körper den adäquaten Befehl zu erteilen: «Ball fassen, Ball wegstossen!»

Visuelles System

Wenn die Augen koordinativ nicht ganz auf der Höhe sind, etwa Mühe mit der Nähe-Distanz-Einstellung haben, dann wirkt sich dies negativ auf die Reaktionszeit aus. In den USA, wo Wälti eine mehrjährige Ausbildung zum Master of Science in Clinical Optometry gemacht hat, ist es in Sportarten wie Basketball gang und gäbe, dass Sportler nebst körperlichem und mentalem Training auch ihre Sehfähigkeiten trainieren und optimieren mit dem Ziel von gutem zu perfektem Sehen zu kommen. Und damit auch gleich noch Unfallprävention zu betreiben. Wenn ein Läufer an seine Leistungsgrenze kommt, entwickelt er einen Tunnelblick und schaltet das periphere Sehen aus: «Für einen Läufer ist es aber relevant, ob er über einen Trottoirrand stolpert oder nicht. Wenn er ihn übersieht, ist das Rennen aus», gibt der Optometrist ein Beispiel.

Autorin und Redaktion: Katharina Rederer